Alcovit N° 469

Stallbau aktuell: (von Armin Fuchs)

ALB-Lehrfahrt: Landwirtschaft an der Nordseeküste (2)

Jährlich organisiert die ALB (Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Bauwesen Rheinland-Pfalz/Saarland) eine 2-tägige Fahrt zu ausgesuchten landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. Im zweiten Teil des Reiseberichtes werden weitere Betriebe aus dem „hohen“ Norden Deutschlands vorgestellt.

Kontinuierlich gewachsen: Schriefer‘s in Lintig

Zwischen Cuxhaven und Bremerhaven liegt der Betrieb von Ina und Christian Schriefer. Der Familienbetrieb bewirtschaftet 177 ha Fläche davon ca. 83 ha Ackerland. Es werden Getreide, Mais und Zucker-
rüben angebaut. 294 Milchkühe mit Nachzucht stehen in den Ställen. Die durchschnittliche Leistung von rund 11.500 kg zeigt worauf auf diesem Betrieb wert gelegt wird, oder wie Christian Schriefer es ausdrückt: „Wir haben nicht 294 Kühe, wir haben 294-mal eine Kuh!“ Seit 1971 der erste Boxenlaufstall für 50 Kühe gebaut wurde, hat sich der Betrieb Schriefer kontinuierlich und in überschaubaren Wachstumsschritten entwickelt. Dies ist beim Hofrundgang gut zu erkennen. Nie wurde der eine neue große Stall gebaut, sondern behutsam und mit Einbeziehung der bestehenden Bausubstanz der nächste Wachstumsschritt unternommen. Der letzte Erweiterungsschritt wurde 2010 unternommen und der bestehenden Stall so zu erweitern, dass die heutig Kuhzahl gehalten werden kann.

Altgebäude mitgenutzt: eine Separationsbox auf dem Betrieb Schriefer’s.

Zu Gast beim DMK-Vorsitzenden

Thomas und Jutta Stürtz haben ihren Milchviehbetrieb im beschaulichen Wurster an der Nordseeküste. Dort direkt in Deichnähe halten sie 305 Milchkühe und bewirtschaften 167 ha Betriebsfläche, davon 77 ha Grünland. Auch hier herrscht die junge Seemarsch als Bodenart vor, ein sandiger Lehm mit 80-85 Bodenpunkten. Bei den Milchkühen wird eine durchschnittliche Leistung  von derzeit 9.950 kg erreicht. Die Milch wird an die größte deutsche Molkerei, die DMK (Deutsches Milchkontor) abgeliefert. Seit Ende 2015 ist Thomas Stürtz Vorstandsvorsitzender der DMK.

Aufgrund dieser Nebentätigkeit ist auf dem Betrieb Stürtz eine hervorragende Personalorganisation zu finden. Mit das wichtigste Glied dabei ist eine umfangreiche Bestandsbetreuung. Dazu erfolgt monatlich ein Besuch des Tierarztes mit Beratung und Protokollierung des Gesundheitszustandes der Herde.  In der Fütterung wird bei Stürtz seit kurzem sogenannte „ Shredlage“ in der Ration eingesetzt. Bei der Shredlage wird der Mais 26 bis 30 mm lang gehäckselt, das Stroh aufgefasert und die Körner zerrieben. Dadurch nimmt die Stärkeverdaulichkeit im Vergleich zum herkömmlichen Häckseln erheblich zu und die Kühe können bei der Fütterung nicht selektieren. Die aus den USA stammende Technik verspricht, dass die Silage beim Einsilieren und im Pansen der Kuh besser fermentiert wird. Insgesamt soll nicht nur die Milchleistung gesteigert sondern auch die Tiergesundheit erhöht werden.

Der DMK Vorsitzende Thomas Stürtz mit seiner Frau Jutta und den Mitarbeitern.

Abschluss im Ammerland bei Familie Wemken

Zum Abschluss der Reise stand am Ende des zweiten Reisetages ein Besuch bei Familie Wemken in Wiefelstede im Ammerland in der Nähe von Oldenburg an. Der Betrieb Wemken wurde 2013 als bester Milchviehbetrieb Niedersachsens mit der „Goldenen Olga“ ausgezeichnet.

Rund die Hälfte des 100 ha großen Betriebes liegt in Wasserschutzgebieten. Es werden 110 Milchkühe mit Nachzucht  gehalten. Die Milch wird an die Ammerländer Molkerei geliefert. Dort wird derzeit für eine Weidemilch, in Verbindung mit gentechnikfreier Fütterung ein Zuschlag von 1 Ct/Kg gezahlt. Neben der Milchproduktion werden noch Zuchtbullen vermarktet.

Auch bei Wemkens fand in der Vergangenheit überschaubares Wachstum statt. Dabei wurden immer auch die bestehenden Gebäude mit einbezogen. Vor einigen Jahren wurde ein neues Melkhaus mit einem 2x12 „steile“ Fischgrätenmelkstand angebaut. Der alte Melkstand wurde bei dieser Baumaßnahme zum Selektionsraum. Aber es wird auch viel Wert auf gute und gesunde Tiere, denen viel Platz, Luft und Pflege geboten wird, gelegt. Auch daher wurde 2011 ein neuer Boxenlaufstall mit 68 Liegeboxen gebaut. Neben Holger Wemken und seiner Frau arbeiten noch die beiden Eltern und ein Angestellter auf 450 Euro Basis auf dem Betrieb.

Der neue Melkstand von Familie Wemken: 2x 12 Melkplätze als „steile Fischgräte“.
 
Die übliche Bauweise für Fahrsilos in Norddeutschland: eine große Siloplatte mit wenig Mauern für maximale Flexibilität beim Einsilieren.

 

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