Luxemburger Limousin-

Produzenten sorgen sich

Der diesjährige Limousin-Treff fand auf dem Betrieb der Familie Neser in Stockem statt. Viele interessierte Fleischproduzenten hatten sich am Freitag, den 09. März 2018 eingefunden, um einer spannenden, kurzweiligen und informativen Versammlung beizuwohnen.

Die statuarische Generalversammlung der Vereinigung ‚Limousin Lëtzebuerg‘ (ehemals E.L.B.L.) wurde geleitet vom Präsidenten Marc Wagner. Er hob in seiner Ansprache besonders die Feierlichkeiten zum 45. Bestehen der Limousin-Rasse in Luxemburg hervor. Neben dem sehr erfolgreichen Auftritt der Limousins auf der FAE 2017, zeigte er sich sehr erfreut ob der exzellenten Zusammenarbeit zwischen Limousin-Produzenten, Ettelbrücker Schlachthaus, Metzgerföderation und Landwirtschaftskammer um dieses fachlich hochwertige Programm durchzuziehen.  Dieses Jahr soll es eine verkleinerte Fortsetzung auf der FAE 2018 geben mit der gleichen Zielsetzung: Aufklärung des Konsumenten durch gebündeltes Auftreten der gesamten Rindfleischschiene. 

 

Sekretär Roby Siebenaler konnte von vielen Aktivitäten 2017 berichten. Einige Auszüge: viele erfolgreiche Auftritte von Luxemburger Zuchttieren in Paris, Metz und Dresden; interessante Kontakte mit ausländischen Züchterkollegen; eine erfolgreiche Jungviehausstellung im Januar.

Nico Keup musste in seinem detailliert vorgetragenen Kassenbericht leider von einem leichten Minus im Jahresabschluss berichten. Nach dem Schlusswort von Vize-Präsident Claude Hilgert ging die Generalversammlung nahtlos in den sogenannten Limousin-Treff über. Das Thema war die Situation und Zukunftsaussichten der einheimischen Fleischrinderproduktion.

Die Ist-Situation

3 Mitglieder des Vorstandes nahmen in klaren Worten Stellung zu verschiedenen Themen. Es wurde festgestellt, dass es aktuell knapp 28.000 Mutterkühe in Luxemburg gibt, gehalten in rund 900 Betrieben. Es gibt also quasi doppelt so viele Mutterkuhhalter wie Milchviehproduzenten. Mutterkuhbetriebe sind weitgehendst autark; sie halten im Mittel 1Kuh/ha; sie schaffen Arbeitsplätze und pflegen Landschaften. Weiterhin wurde die jahrelange Einkommensmisere in der Rindfleischproduktion bedauert (laut CONVIS-Berechnungen fehlen 30-50 cts/kg; laut SER-Betriebsgewinnberechnung ist der Rindfleischsektor gegenüber den anderen abgeschlagen der schlechteste). Zudem wurde die aktuelle Hektar-Jeton-Regelung bemängelt. Da die frühere Mutterkuh- und Bullenprämie in die ha-Prämie eingeflossen sind, und da eine Vereinheitlichung der Jetons-Regelung in Aussicht steht, sind die Fleischproduzenten doppelte Verlierer. Es wurde hier an die politischen Entscheider appelliert, diese ungerechten Prämienverluste auszugleichen. In Belgien und Frankreich gibt es heute noch Mutterkuhprämien.

Ideen für die Zukunft

Die Luxemburger Limousinzüchter haben klare, argumentativ gut formulierte Vorstellungen, wie der hiesige Rindfleischsektor wieder kompetitiv gestaltet werden könnte. Hier werden einige Ideen, stichwortartig und nicht komplett wiedergegeben:

Weideprämie: Mutterkühe sind die typischsten Weidegänger seit es Nutztierhaltung gibt. Warum werden Milchkühe (2 Kühe/ha) durch finanzielle Anreize auf die Weide gelockt, und Mutterkühe (1 Kuh/ha) grasen quasi gratis?

Strohprämie: In manchen Bundesländern wird staatlich gefördert, dass Mastbullen (280.-/Bulle), bzw. Mutterkühe (35.-/Tier/Jahr) auf Stroh gehalten werden.

Tierschutzprogramm: In Irland und anderen Ländern werden spezifische Aktionen betreffend des ‚bien-être animal‘ honoriert. Stichworte: schonendes enthornen bzw. hornlos, schonendes Absetzverfahren, Tiere scheren, Weidehaltung, Fläche je GVE, Ø-Alter der Mutterkühe bzw. Nutzungsdauer, Gülleanfall je GVE, Tiersauberkeit, lahme Kühe, Tierverluste, Stallklima, Mensch-Tier-Beziehung, … . Eine Art Punktekatalog würde die Prämienhöhe festsetzen.

Arbeitsgruppe: um die bestehenden Strukturen besser zu nutzen und um gegenseitig bestehende Probleme besser zu verstehen, sollte eine Art Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeitern der Ministerien, Beratungsstellen, Genossenschaften, sowie Vertretern der Produzenten, des Handels, der Verarbeiter, der Konsumenten ad hoc gegründet werden, um zumindest die Problematik zu thematisieren.

Marketingstrategien: der Luxemburger Fleischsektor braucht bessere bzw. überhaupt Vermarktungstrategien im In- und Ausland. Gefordert wurden staatliche Hilfe bei Rindfleischexport, sowie bei Lebendexport von Nutz- und Zuchtvieh. Dies soll nicht prioritär eine finanzielle Hilfe, sondern eher logistische Unterstützungen beim Export sein.

Neue Strategien in der Vermarktung wurden angemahnt, so z.B. administrative Hilfen bei Einstieg in die Direktvermarktung, organisatorische Hilfe bei Gründung von lokalen Geschäften, Gründung von regionalen Schlachthöfen … . Auch dies wäre eine Aufgabe der neu zu gründenden Marketingorganisation für Luxemburger landwirtschaftliche Produkte. Ein anderes Betätigungsfeld wäre der verstärkte Einsatz Luxemburger Rindfleischs in öffentlichen Kantinen nach Vorgabe des ‚Junior-Beef‘.

Natürlich würde die Rassenbezeichnung auf dem SANITEL-Pass eine gezieltere Vermarktung wesentlich erleichtern.

Zum Abschluss der Versammlung belichtete Gerry Ernst von CONVIS einige wesentliche Aspekte zu einer besseren wirtschaftlichen Rindfleischproduktion. Im Resümee plädierte er für eine einfach zu haltende Kuh mit ausreichend Milch, welche ein Kalb je Jahr aufzieht. Weitere Eckpunkte: 30 Monate EKA, 365 Tage ZKZ, geringe Kälberverluste. Er wies mit Nachdruck darauf, dass der Markt keine schweren Schlachtkörper mehr braucht.

Der Limousin-Treff fand sein Ende mit der Besichtigung der beeindruckenden Limousin-Herde der Familie Neser. Eine wärmende Suppe mit Getränken und ‚éclairs‘ gestiftet von ‚Véihhandel Wolter‘ wurden von den vielen Gästen gerne angenommen.

 

Guy Majerus

 

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