Luxemburger Weinbautag

Am 06. Februar 2019 lud der Wënzerverband bereits zum 11. Mal anlässlich des Luxemburger Weinbautages in das Centre culturel der Rieslinggemeinde Wormeldange.

 

 

 

Das vielfältige Programm lockte ca. 150 Besucher aus dem In- und Ausland an. Das Fachpublikum bestand größtenteils aus Winzern, daneben waren außerdem Vertreter aus Politik, Weinhandel und der Beratung vertreten. In seiner Ansprache begrüßte Herr Marc Weyer, der Präsident des Winzerverbandes, neben dem Landwirtschaftsminister, Herrn Romain Schneider, zunächst die zahlreichen Besucher, bevor er auf den außergewöhnlichen Jahrgang 2018 zu sprechen kam. Er betonte die herausragende Qualität des Lesegutes, das nun aber auch vermarktet werden müsse und führte an, dass die Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien zukünftig gefördert werden muss. Nach der Begrüßungsansprache stand mit der traditionellen Rede des Landwirtschaftsministers ein weiterer weinbaupolitischer Programmpunkt auf dem Plan. Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, Romain Schneider, betonte in seiner Rede, dass die Regierung unterstützend hinter dem Weinbausektor stehe. Das Produkt der Winzer sei nicht allein der entstehende Wein, sondern auch der positive Einfluss ihrer Arbeit auf die ganze Region. Mit dem geplanten Bau des „Centre Mosellan“ in Ehnen sollen konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, die den Tourismus in der Region fördern und stärken sollen. Des Weiteren stehe Umweltschutz, Klimawandel und Digitalisierung ganz oben auf der Prioritätenliste des Ministeriums. In diesem Zusammenhang begrüßte er, dass bereits erste Forschungsprojekte im Bereich Digitalisierung finanziert werden konnten und auch, dass sich der Berufsstand dieser Entwicklung gegenüber offen zeige. Bevor der Minister den Winzern gute Witterungsbedingungen für einen exzellenten Jahrgang 2019 wünschte, betonte er die große Bedeutung des Weinbautages bezogen auf den Wissenstransfer. Dieser finde bei dem jährlichen Termin nicht nur seitens der Forschung in Richtung der Winzer, sondern auch umgekehrt statt, somit sei er eine einzigartige Plattform für den Austausch zwischen Theorie und Praxis. Im Verlauf des Tages wurden in Fachvorträgen aktuelle önologische, weinbauliche und umweltpolitische Fragestellungen aufgegriffen. Dazu wurden in Kooperation mit dem IVV Experten aus der Beratung, Industrie und Forschung eingeladen. Der Fokus lag in diesem Jahr, neben der bereits erwähnten Digitalisierung, auf dem Klimawandel, dem sich gleich mehrere Vorträge widmeten. Der Meteorologe Marc Krier blickte auf die extreme Witterung des Jahres 2018 zurück, für den Standort Findel handelte es sich bei dem vergangenen Jahr sogar um das Wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dr. Andrew Ferrone von der ASTA bestätige den Temperaturanstieg und führte aus, dass zwischen den Vergleichsperioden 1861-90 und 1981-2010 eine Differenz von plus 1,3° C liegt. Auch in dem Beitrag von Dr. Jürgen Junk und Dr. Daniel Molitor (LIST) wurde das Thema Temperaturanstieg aufgegriffen. Im Rahmen ihrer Forschung erstellen sie verschiedene Szenarien um mögliche Klimaentwicklungen darzustellen. In einem optimistischen Szenario wird ein Temperaturanstieg von 0,9° C angenommen, in einem pessimistischen Szenario sogar 3° C. Eine problematische Folge der steigenden Temperaturen sieht Dr. Daniel Molitor in einem um bis zu zwei Wochen früherem Reifebeginn der Trauben, wodurch die Reifephase bei deutlich wärmeren Temperaturen abläuft. Besonders kritisch wird es, wenn in dieser Phase zusätzlich Niederschläge auftreten. Die Trauben reifen dann bei feucht-warmen Witterungsbedingungen, wodurch das Fäulnisrisiko steigt. Tritt dies ein, wird der Lesetermin nicht von der erreichten Reife, sondern von dem Gesundheitszustand der Trauben vorgegeben und die Winzer müssen ggf. mit einer sogenannten Turbolese reagieren. Als Lösungsansatz weist Dr. Molitor auf verschiedene Anpassungsstrategien hin, die dazu beitragen sollen die Reife zu verzögern. Er nennt u. A. alternative Erziehungssysteme mit einer reduzierten Blattfläche, Berücksichtigung spätreifender Sorten bei Neupflanzungen, Ausweichen auf nördlichere, höher gelegene Standorte. Unter dem Themenschwerpunkt Digitalisierung gab Achim Rosch (DLR Mosel) einen Überblick, welche Apps derzeit als Hilfsmittel im Keller eingesetzt werden können. Er spricht von „digitalen Inseln“, da die einzelnen Anwendungen jeweils nur Teilbereiche abdecken und keine Komplettlösung darstellen. Bis eine komplette Vernetzung aller Prozesse, eine sogenannte „SmartWinery“ möglich ist, sieht er in dem momentan bestehenden Angebot eine gute Möglichkeit, Produktionsprozesse zu verbessern und erleichtern. Freimut Stephan (DLR Mosel) gab ein Update zu seinen Erfahrungen des Sprühdrohneneinsatzes. Die Erfahrung aus bisherigen Versuchsjahren zeigte, dass die Behandlung mit der Drohne gegenüber der Vergleichsvariante Bodenbehandlung eine leicht verminderte Wirksamkeit gegenüber pilzlichen Schaderregern erzielte. In den Versuchsjahren konnte eine Flächenleistung von 0,55 ha/h erreicht werden, die mit Weiterentwicklung der Technik laut Stephan zukünftig gesteigert werden soll. Frau Dr. Retzlaff (Uni Trier) gab einen Einblick in laufende Arbeiten im Bereich der Krankheitserkennung mittels Drohnen im Weinberg. Im Rahmen des Projektes BioVIM wird derzeit untersucht, ob der Einsatz hyperspektraler Blatt-Messungen für die Früherkennung von Peronospora geeignet ist. Dazu werden Luftbilder erstellt und mit Boden-Begleitmessungen abgeglichen. Aus den bisher erfassten Daten zeichnen sich Zusammenhänge zwischen den Drohnen- und Boniturdaten ab, die aber in den kommenden Jahren noch genauer untersucht werden müssen. Ein weiteres Projekt, das 2019 unter dem Namen MonESCA in 2019 startet, soll dazu beitragen, Erkenntnisse zu dem Auftreten und der Verbreitung von ESCA zu gewinnen. Mittels Fernerkundung wird an verschiedenen Standorten untersucht, wie sich der Befall von ESCA entwickelt. Ziel des Projektes ist eine Methode für eine regelmäßige automatisierte Befallserhebung zu entwickeln, die Analyse möglicher Auslöser für das Auftreten von ESCA und das Ausarbeiten einer Handlungsstrategie. 

 

 

 

 

 LW-Minister Romain Schneider, Dr. Roby Ley, Serge Fischer und Marc Weyer begutachten die Sprühdrohne.