Colmar-Berg: Traditionelles Erntegespräch 2020

 

Enttäuschende Getreide- und Futtererträge aber zufriedenstellende Qualität des Erntegutes.

 

Am 3. September besuchte der Landwirtschaftsminister Romain Schneider gemeinsam mit Vertretern des Sektors (LSG, DE VERBAND, Moulins de Kleinbettingen) unter wolkenverhangenem Himmel, der die allgemeinen Stimmung im Agrarsektor wiederspeigelt, die Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG), in ihren neuen Gebäulichkeiten in Colmar-Berg, um sich während den Erntegesprächen über die diesjährigen Getreideernte auszutauschen und Bilanz zu ziehen.

 

Die Getreideernte 2020 enttäuschte sowohl die Getreideproduzenten als auch die Erfasser und erreichte nicht das Ertragsniveau der vergangenen Jahre. Landwirtschaftsminister Romain Schneider, sowie auch die Vertreter des Agrarsektors sprachen von durchschnittlich 20-30% Ertragsverlusten im Getreidebau, betonten aber auch, dass die Erträge regional, je nach Bodenqualität, sehr stark schwankten. Ein alles in allem enttäuschendes Jahr, bei der Wintergerste sind es, je nach Standort, sogar bis zu 40% Ertragsverluste. Einbußen, die auch die insgesamt gute Qualität der angelieferten Körner nicht ausgleichen kann.

 

 

 

Steve Turmes (LSG) und Klaus Palzkill (DE VERBAND) erklärten, dass die Witterung seit den Bestellarbeiten im vergangenen Herbst zu extrem war um gute Erträge zu erzielen. Denn schon Ende September 2019 erschwerte ununterbrochener Regen, wenn auch gut für die Grundwasserneubildung, die Getreideaussaat und die durchnässten Böden erlaubten keine optimale Pflanzenentwicklung. Besonders die Wintergerste, der Roggen und der Winterraps haben darunter derart gelitten, dass mehrere Flächen im Frühjahr umgebrochen, und mit ertragsschwächere Sommergetreide und Mais eingesät werden mussten. Vor allem die anhaltende Trockenheit im Frühling und im Hochsommer verhinderten einen normalen Wuchs des Getreides. Die immer häufiger auftretenden Wetterextreme hinterlassen mittlerweile auch dauerhaft ihre Spuren im Landschaftsbild der Äcker. Da viele Milchviehbetriebe zunächst einmal ihre Grünfutter- und Maiserträge sichern wollen, sind die Anbauflächen für Getreide und Raps seit 2010 um 10% bzw. 40% gesunken, so Palzkill.

 

Die Erträge bei der Saatgutvermehrung von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer lagen laut Steve Turmes ebenfalls unter dem langjährigen Durchschnitt. Die neue Saatgutstation der LSG arbeitet derzeit ununterbrochen, um trotz Corona-bedingten Verzögerungen im Bau, alle Landwirte pünktlich zum Herbstbeginn mit zertifiziertem Qualitätssaatgut zu beliefern. Die Vermarktung in der Region sei sicher ein Schlüssel, um den Ackerbau und die Saatgutvermehrung weiterhin gut in Luxemburg zu verankern, betonten die Vertreter des Agrarsektors. Klaus Palzkill ging auf die Erzeugerpreise ein und wies darauf hin, dass die Getreidepreise zurzeit europaweit nicht kostendeckend sind. Neben diesen Gegebenheiten drückt 2020 aber auch die Corona-Krise auf den Agrarsektor. So ist der Markt für Braugerste angesichts der Einschränkungen im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich quasi zusammengebrochen.

 

Landwirtschaftsminister Romain Schneider zeigte sich nicht nur besorgt über die schlechte Getreideernte, sondern wies ebenfalls darauf hin, dass weniger Stroh, welches zum Einstreu der Nutztiere gebraucht wird, erzeugt wurde, und dass auch im Futterbau (Grünland und Mais) teils erhebliche Verluste zu erwarten sind.

 

Der Landwirtschaftsminister unterstrich, dass es für die Landwirtschaft vital sei, sich den Herausforderungen des Klimawandels und der damit verbundenen Wetterextreme anzupassen. Gerade in diesen Zeiten habe sich das Abschließen von Ernteausfallversicherungen als ein sehr verlässliches Instrument für Landwirte und Winzer herausgestellt, um die landwirtschaftlichen Kulturen gegenüber den Risiken von extremen Wetterbedingungen abzusichern. Das Landwirtschaftsministerium unterstützt den Abschluss der Versicherungsprämie mit einer finanziellen Beteiligung. Minister Schneider riet den Landwirten ausdrücklich hiervon Gebrauch zu machen, da dieses Instrument es erlaube, den Impakt schwieriger Witterungsverhältnisse auf die Landwirtschaft abzufedern. Daneben sollen auch die landwirtschaftlichen Anbausysteme, vor allem Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Futterproduktion angepasst werden, so Romain Schneider.