Traubenlese 2020

  

 

Wie auch schon in den vergangenen Jahren, wurden auch 2020 wieder Temperaturrekorde aufgestellt. Der Klimawandel macht sich von Jahr zu Jahr deutlich bemerkbar. Die Vegetationsperiode verschiebt sich immer mehr in frühere Monate. Der Austrieb startete im Jahr 2020 so früh wie nie (Daten rückwirkend bis 1972 vorliegend). Bereits am 12. April 2020 (2014 ebenfalls Austrieb am 12.04.) waren die Reben ausgetrieben. Dies entspricht einem Vorsprung zum langjährigen Mittelwert von 16 Tagen. Der frühe Vorsprung in der Entwicklung wurde jedoch durch eine lange Blütezeit und Trockenheit stark eingedämmt, sodass etwas früher als 2019 und etwas später als 2018 in die Lese gestartet wurde. Die Weinlese begann 2020 schon fast gewohnt, zu Beginn des Septembers, mit den ersten „frühreifen“ Sorten. Dies hat vor allem den Nachteil, dass die Trauben immer öfter bei hohen Temperaturen geerntet werden müssen. Folge daraus sind steigende mikrobiologische Aktivitäten in den Beeren. Ein schnelles kühlen der Moste und Trauben ist mittlerweile zum Hauptthema im Herbst geworden, um diese Aktivitäten zu reduzieren und in Schach zu halten.

 

Am 15.09.2020 wurde mit 35,2°C in Steinsel der heißeste Septembertag aller Zeiten im Großherzogtum gemessen.[1] Vollkommen unerwartet und ohne Vorahnung führte die heiße Periode im September zu sehr späten Sonnenbrandschäden an den Trauben (Abbildung a). Interessant hierbei sind die Unterschiede, die bei den Rebsorten auftreten.

 

 

 

Während der Riesling teilweise stark verbrannte, blieben Sorten wie Pinot Blanc, Pinot Noir, Auxerrois und andere Rebsorten, welche in südlichen Regionen beheimatet sind oder auch die verschiedensten „PIWI’s“ nahezu unversehrt. Nach monatelangem Wasserdefizit in Remich, kommen wieder erste, ersehnte Regenfälle auf. Trockengestresste Anlagen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die Winzer können nun noch einmal durchschnaufen und gleichzeitig beten, dass die Regenfälle nicht übermäßig ausfallen und somit die Traubenfäulnis durch die Decke schießen lassen.

 

 

 

Kirschessigfliege:

 

Die Auswirkungen des Klimawandels stellen die Winzer immer wieder vor neue Herausforderungen. 2014 trat die Kirschessigfliege zum erstmals in Luxemburg auf und richtete teilweise große Schäden. Die Kirschessigfliege macht sich auch 2020 wieder auf den Vormarsch und ist vereinzelt in verschiedenen Rebsorten wie Pinotin oder Cabaret Noir zu beobachten. Da die Trauben reif sind und die Traubenlese schon weit vorangeschritten ist, sollte das Problem mit der KEF jedoch reduziert bleiben.

 

In den Fallen für die Kirschessigfliege des IVV sind einige Exemplare der Fliege zu finden und auch erste Eiablagen sind unterm Mikroskop erkennbar (Abbildung b). Die Zusammenarbeit zwischen dem Institut viti-vinicole und dem LIST harmoniert ausgezeichnet und viele Projekte können gemeinsam umgesetzt werden.

 

 

 

 

 

Herbstüberblick:

 

Die meisten Trauben an der Luxemburgischen Mosel sind gelesen und es kann ein erstes Resümee gezogen werden. Die Reben der Burgunderfamilie von Pinot Gris, Pinot blanc etc. brachten kerngesunde, aromatische, tolle und süße Trauben mit sich, was zu sehr harmonischen und hochwertigen Säften, Federweißen und Jungweinen führt. Die Jungweine erscheinen mit tollen Säurewerten die dem Ganzen einen schönen und spannenden Schliff geben. Die Rieslingreben genießen noch ein wenig die letzten Sonnenstrahlen um ihr optimales Aromaprofil noch weiter ausbauen zu können, ehe die Trauben dann mit tollen Qualitäten gelesen werden.

 

Die Trockenheit der letzten Monate sorgt zwar für eine geringere Ausbeute, jedoch sind diese Mengen auf Grund höherer Traubenzahlen gut tragbar, sodass die Winzer alles in einem sehr zufrieden sind. Für die Produktion von qualitativ hochwertigen Weinen ist gesundes Lesegut von sehr hoher Bedeutung. Die Trockenheit der letzten Wochen sorgt für ungünstige Bedingungen, so können insbesondere die Erreger von Traubenfäulnis reduziert gehalten werden.  Besonders für die Herstellung von frischen, trockenen Weinen ist dies von Vorteil.

 

Die jetzigen, kühlen Nächte bringen nun große Vorteile für die Entwicklung der Säurewerte in den Trauben mit sich, da sich diese deutlich langsamer abbauen als bei hohen Temperaturen. Dies führt zu optimalen Reifephasen, insbesondere für die Aromabildung des typischen Mosel-Rieslings.

 

 

 

Traubenlese mit Prominenter Unterstützung

 

Am 22 September 2020 stattete Premierminister Xavier Bettel, gemeinsam mit Weinbauminister Romain Schneider den Luxemburger Winzern einen Besuch ab (Abbildung c) und überzeugte sich von der diesjährigen Weinqualität. Der Treffpunkt war dieses Jahr am Markusturm in den Weinbergen der Ortsgemeinde Schengen. Angepasst an die derzeitige Situation war nur ein kleiner Kreis zum Treffen geladen.

 

 

 

Die Winzer sind zuversichtlich, was den Jahrgang 2020 anbelangt. Erstaunlich stabile Säuregehalte und ausgewogene Oechslegrade verleihen dem Jahrgang gute Prognosen, sowohl zum frühen Trinkgenuss, als auch zum Lagerpotential.

 

 

 

Covid-19 Pandemie

 

Die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Einstellung der Lesehelfer konnte dank guter Zusammenarbeit der Winzer, des IVV und des Landwirtschaftsministeriums gut bewältigt werden und führte zu keinen größeren Problemen bei den Winzern.

 

Die äußerst beliebte Weinbergsbegehung des Institut viti-vinicole, bei der die Winzer und Weininteressierte die Versuchsarbeit und neue Erkenntnisse des Institutes kennen lernen können, musste auf Grund der Covid-19 Pandemie und den hohen Auflagen leider ausfallen. Umso mehr freut sich das Institut viti-vinicole darauf, nächstes Jahr wieder viele neue, sowie bekannte Gesichter, zur Weinbergsbegehung begrüßen zu dürfen und seine Arbeiten zu präsentieren.

 

 

 

Christopher Simon – Institut viti-vinicole