ALB Stallbau-Lehrfahrt 2021: Zu Besuch in Luxemburg

 

Da coronabedingt die traditionelle Bau-Lehrfahrt bereits im letzten Jahr ausfallen musste, wollten die Verantwortlichen des ALB (ARBEITSGEMEINSCHAFT LANDTECHNIK UND BAUWESEN) Rheinland-Pfalz/Saarland in diesem Jahr eine Pandemie-konforme Version der Bau-Lehrfahrt auf die Beine stellen. Um die Anreise mit privaten Autos zu ermöglichen wurden 2 Betriebe in Luxemburg besucht: Kellagri, der Betrieb von Guy Kellen aus Schweich und AgriCol von Romain & Marianne Weis in Colpach-Bas.

In Schweich wurde die rund 20 Teilnehmer von Guy Kellen erwachtet. Guy und seine Lebensgefährtin Audrey Feyder stellten dem Besuch den Betrieb vor, der sich von einem Gemischtbetrieb mit Sauenhaltung und Ferkelaufzucht zu einem spezialisierten Milchviehbetrieb entwickelt hat.

Der Betrieb hält heute ca. 270 Milchkühe. Die Jungviehaufzucht wird von einem anderen Betrieb übernommen. Die Kälber verlassen den Betrieb Kellen mit ca. 6 Monate und kommen als trächtige Ferse mit ca. 24 Monaten zurück nach Schweich.

Auf den Betriebsflächen wird neben Mais und Feldfutter auch Brotweizen angebaut. Viele Arbeiten der Außenwirtschaft, wie Maissaat, Mais-Silieren, Mähdrusch und Gülleausbringung werden außerbetrieblich erledigt. Zudem gehört der Betrieb der Biogasanlage in Beckerich an.

Der anschließende Betriebsrundgang startete in den Altgebäuden wo unter anderem Jungvieh untergebracht ist. Der ehemalige Milchviehstall wird heute für die Färsengruppe genutzt. Ein Ferkelstall wurde zum Stall für Trockensteher umgebaut und aus einem Sauenstall wurde ein Kälberstall. Die isolierte Gebäudehülle sorgt für gleichmäßiges Klima. Die Lüftung erfolgt hier durch eine Schlauchlüftung. Die Kälberhaltung ist dabei in zwei Gebäudeteile aufgeteilt. So dass die Einzelhaltung in Boxen und die Gruppenhaltung auf Stroh räumlich getrennt sind.

Highlight des Betriebes ist der neue Milchviehstall mit dessen Bau 2018 begonnen wurde. Der in Zusammenarbeit mit Agro-Projekt geplante Stall ist halbseitig als Kompostierungsstall ausgelegt. Die andere Seite ist ein Boxenlaufstall mit überwiegend planbefestigten Böden.

Die Funktionsweise des Kompostierungsstalles besteht darin, dass im Stall selber im Liegebereich der Kühe, der mit Kompostierungsfähigem Material eingestreut ist der Kompostierungsprozess stattfindet. Als Einstreumaterial kommt dabei Sägemahle, Sägespäne, Dinkelspelzen oder anderes in Frage. Durch den Harn und Dung der Kühe wird die Kompostierung angeregt. Damit diese gleichmäßig abläuft muss die Liegefläche mit einem Grubber oder Fräse 2mal täglich aufgelockert werden. So kommt Sauerstoff in das Material und der Kompostierungsprozess wird am laufen gehalten. Durch die Arbeit von Bakterien entsteht im inneren des Materials eine Temperatur bis zu 70°C. Durch die hohe Temperatur und das regelmäßig Auflockern kann überflüssiges Wasser verdunsten und so bleibt die Matratze mit Trockensubstanzwerten zwischen 40 und 50% im optimalen Bereich für die Kühe. Wichtig ist dabei diesen Prozess durch fortwährendes Auflockern und nachstreuen am laufen zu halten. So dass gerade in Zeitspannen mit niedriger Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit der Prozesse am Laufen gehalten wird.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen auf der „Beckericher Millen“ ging die Tour in Colpach auf dem Betrieb der Familie Weis weiter.

Romain Weis empfing die Gäste vor der imposanten neuen Stallanlage. Die 2017 neu gebauten Ställe mit Melkhaus beherbergen rund 1.000 Kühe. Beim Rundgang durch die Anlage mit zentralen Melkhaus konnten sich die Teilnehmer ein detailliertes Bild von diesem außergewöhnlichen Betrieb machen. Mittig zwischen zwei Boxenlaufställen liegt das Melkhaus mit einem daran angeschlossen Stall für Abkalbe- und Krankenboxen. Über einen zentralen Treibgang kommen die Kühe von den Ställen rechts und links davon gelegenen Ställen zum Melkhaus und wieder zurück in die Ställe.

Gemolken wird in Gruppen, 3 mal pro Tag. In den Ställen wurde das Fressgitter-System „Green Feeding“ eingebaut. für die Fressplatz-Abtrennung eingebaut. Es besteht aus einzelnen flexibel angebrachten Kunststoffelementen, die der Bewegung der Kuh weitestgehend nachgeben. Dies funktioniert nach Aussage von Romain Weis trotz des fehlenden Nackenrohrs sehr gut. Vom gleichen Hersteller wurden auch de minimalistisch anmutenden Liegeboxenabtrennungen eingebaut. Auch wenn diese ebenfalls gut funktionieren und den Kühen die richtige Liegeposition gut vorgeben, gab und gibt es hier Probleme mit der Haltbarkeit.