Autonome Bewirtschaftung im Weinbau 

In Zusammenarbeit des Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Mosel und dem Institut Viti-Vitcole Remich fand in Thörnich an der deutschen Mosel eine Maschinenvorführung mit autonomen und teilautonomen Geräten zur Weinbergbearbeitung statt. Dieser Ausblick in die Zukunft stieß auf großes Interesse, so dass über 400 Teilnehmer aus Deutschland, Luxemburg und Frankreich unter 3G Bedingungen zu der Veranstaltung kamen.

Der Rheinland-Pfälzische Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Andy Becht eröffnete die Veranstaltung, durch die Dr. Matthias Porten von DLR, unterstützt von Serge Fischer vom IVV fachkundig moderierte.

 Das bei der autonomen Bewirtschaftung von Reihenkulturen insbesondere französische Firmen weit fortgeschritten sind, zeigte das starke Aufgebot der Geräte aus dem Nachbarland. Von den bereits vollkommen autonom arbeitenden System stammten alle aus Frankreich, die im folgenden vorgestellt werden sollen.

 

Bakus von Vitibot

Die Firma Vitibot aus Reims (F) ist mit Ihrem System „Bakus“ bereits 2 Jahre im Handel. Es arbeitet zu 100 % elektrisch und wird in 2 Ausführungen, die sich in der Batterieleistung unterscheiden angeboten. Momentan sind bereits 20 Geräte in Italien und Frankreich im Einsatz. Wer einen Bakus im eigenen Weinberg arbeiten lassen will muss momentan zwischen 130.0000 und 180.000 Euro investieren. Eingesetzt werden kann er derzeit für die Unterstockbodenbearbeitung. Erweiterungen für den Laufschnitt, zum Mulchen der Begrünung und zum Pflanzenschutz sind in der Entwicklung. Er bewältigt nach Auskunft des Herstellers Steigungen bis 40 %. Seitenneigungen werden bis 15% toleriert. Ein Ladezyklus dauert zwischen 2 und 10 Stunden je nach Ladespannung. Damit kann der Bakus 10 Stunden arbeiten.

 

Trektor von Sitia

Die Firma Sitia aus Nantes (F) stellte das Gerät Trektor vor. Der Trektor ist ein Gerät mit Hybridantrieb. 25 l Diesel sind ausreichend um eine Autonomie von 24 Stunden zu erreichen. Dabei lädt der Dieselmotor den Akku immer wieder auf. Trektor kann als Zwischen- oder Überzeilengerät eingesetzt werden. Das System verfügt über eine Standard-Dreipunkt-Aufhängung und eine Hydraulikanlage mit einer Pumpleistung von 50l/s. Damit können die meisten üblichen Anbaugeräte betrieben werden. Trektor wird seit letztem Jahr vermarktet und kostet rund 250.000 Euro beim Kauf bzw. 4.000 bis 5.000 Euro/Monat bei Miete.

 

TED der Roboter von NAIO

NAIO-Technologies aus dem französischen Toulouse stellte den Roboter TED vor. Dieses System besticht durch seine Wendigkeit und Leichtigkeit (900kg). TED ist RTK und GPS gelenkt und wird durch ein Kamerasystem zentimetergenau gesteuert. Bei der vorgeführten Unterstockbodenbearbeitung mit einer Rollhacke und einer Kress- Fingerhacke erreicht das System eine Arbeitsgeschwindigkeit von 5 km/h. Die Ladezeit für die 12 KW Batterie beträgt 10-12 Stunden. Mit der geladenen Batterie können je nach Arbeit Laufzeiten von 8-10 Stunden erreicht werden. Hangneigungen werden von TED bis 20 % gemeistert. Die Anschaffungskosten liegen momentan bei ca. 140.000 Euro. 12 Maschinen sind aktuelle in Frankreich im Einsatz und 40 in der Produktion. Die Konstruktion ermöglicht eine Anpassung an verschiedene Laubwandhöhen und Zeilenbreiten.

 

Greenhive: der kleine, wendige aus Österreich

Der Ökowinzer und Tüftler Robert Kögl-Rettenbacher aus der Steiermark stellte den Prototyp seines Spritzroboters Greenhive vor. Schon alleine die Leistungsdaten überzeugten. So könnten je nach Bodenart Steigungen von 60-80 % gemeistert werden. 200 l Spritzbrühe passen in den Tank. Mit einem wechselbarem Akkusystem kann beim Nachfüllen der Spritzbrühe auch ein Akkuwechsel einfach vorgenommen werden.

Das futuristische Gerät ist in Eigenbau entstanden Der Aufbau ist komplett in Edelstahl und die Verteilung des Spritzmittels erfolgt mittels Propeller einer Spritzdrohen. Es wird ein Sprühdruck von 15 bar erreicht. Geplant ist, dass der Greenhive in Zukunft vollautonom eingesetzt werden kann. Bei der Maschinenvorführung wurde noch mit einer Fernsteuerung gearbeitet. Auch ist für die Zukunft angedacht, das Gerät schwarmfähig zu machen.  Alle Räder des Gerätes sind elektrisch angetrieben, was ein Wenden auf der Stell ermöglicht. Der Preis für das fertige Gerät wird bei ca. 25.000 Euro liegen.

 

Neben diesen autonom arbeitenden Systemen wurden auch noch teilautonome System der Weinbau-Spezialisten Clemens und Braun gezeigt. Diese Geräte zeigten, wie schon heute mit Hilfe von Assistenzsystemen auch bei anspruchsvollen Arbeiten weniger geübte Fahrer unterstützt werden können. Damit stellen diese System eine interessante Brückentechnologie dar, bis sich autonome System durchgesetzt haben. Die Maschinenschau in Thörnich bot einen spannenden Einblick in das, was maschinell vor der Landwirtschaft liegen könnte. Auch wenn noch viele Fragen ungeklärt sind z.B. was die Sicherheit angeht, so lässt sich das hier für den Weinbau gezeigt auch auf andere Kulturen übertragen. Durch die Verbindung vieler autonom arbeitender Maschinen im Schwarm sind auch große Flächenleistungen möglich. Man kann auch davon ausgehen, dass sobald die Stückzahlen für autonome Maschinen steigen, die Verkaufspreise sinken werden, was einer Verbreitung dieser Technik in der Praxis den Weg bereiten dürfte.