Libramont 2018:
Trotz der ungünstigen Witterungsbedingungen wieder eine erfolgreiche Veranstaltung
Die Agrarmesse von Libramont liegt traditionsgemäß zwischen der Heu- und der Getreideernte. Dieses Jahr hat der Wettergott es anders bestimmt. Wegen der Hitzewelle und der anhaltenden Trockenheit sind die Mähdrescher viel früher ausgerückt, was negative Auswirkungen auf den Ertrag hatte. Die phänologische Uhr belegt, was jeder in diesem Jahr spüren konnte: das Wetter schaltete innerhalb kürzester Zeit von Winter auf Hochsommer um. Zur Jahresmitte war die Vegetation im europäischen Durchschnitt um mindestens zwei Wochen voraus. Wie dem auch sei, mit einem Messegelände von 30 ha, 80.000 m2 Ausstellungsfläche, 800 Ausstellern und 5000 Marken, 3500 Tieren und mehr als zweihunderttausend Besuchern aus aller Welt bleibt die landwirtschaftliche Ausstellung von Libramont ein Fest der Superlative. Das diesjährige Motto war aussagekräftig: Wer wird morgen unsere Städte ernähren?
Dieses Jahr mit Grasland- Vorführungen
Am Dienstag, dem 31. Juli gab es hochinteressante Grasland-Vorführungen in Bras.(zwischen Libramont und Saint-Hubert, die ein breites Publikum angelockt hatten. Als Grasland oder Grünland werden landwirtschaftlich genutzte Flächen bezeichnet, auf denen Gras und krautige Pflanzen als Dauerkultur wachsen und die entweder als Weide beweidet, als Wiese durch Mähen beerntet oder als Naturschutzfläche gepflegt werden.
Aber am 31. Juli ging es vor allem um die praktische Vorführung von insgesamt 108 Maschinen. Es ist bemerkenswert, welche Fortschritte in diesem Bereich erzielt worden sind. Das Angebot an High-Tech-Maschinen ist beeindruckend.
Um den nötigen Grad der Mechanisierung zu analysieren, sollte der Betriebsleiter einen „Grasernte- Check“ machen. So kann man die Kosten der Arbeitsschritte vom Mähen bis zum Festfahren kalkulieren. Für jeden Arbeitsschritt kann der Landwirt dabei die passenden Maschinen auswählen.
Auf Basis folgender Informationen berechnet die Datei die Arbeitskosten je Hektar:
1. Fixkosten: Anschaffungspreis, Restwert und Nutzungsdauer
2. Variable Kosten: Reparaturen, Diesel und Lohnansatz
3. Auslastung: Stunden bzw. Fläche
Der Landwirt vergleicht die eigenen Kosten je Hektar dann mit den voraussichtlichen Kosten für den Lohnunternehmer oder Maschinenring. So analysiert er seine bisherige Strategie. Das mögliche Einsparpotenzial für die einzelnen Arbeits-schritte wird aufgedeckt.
Internationales Flair
In Libramont waren mehr Länder vertreten als auf der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland! Die Ausstrahlung der Ausstellung von Libramont kann man an der imposanten Zahl ausländischer Delegationen messen: mehr als viertausend insgesamt, und das aus allen Teilen der Welt: Afrika, Nord- und Lateinamerika, Asien (wobei China dieses Jahr einen Sonderplatz eingenommen hat), Osteuropa und aus den meisten westeuropäischen Ländern.
Wie immer war das Großherzogtum sehr stark präsent, sowohl was die Aussteller als was die Besucher betrifft. Für letztere waren die Stände der ALCOVIT-Partnerfirmen - Interagri-Dumoulin und Nutrilor - ein beliebter Treffpunkt. Dort wurde denn auch viel Luxemburgisch gesprochen.
Was die Aussteller betrifft, waren – neben dem offiziellen Stand des Forschungsinstituts „Luxembourg Institute of Science and Technology“ und dem Verband „Blonde d’Aquitaine Zichter Lëtzeburg – fünfzehn Firmen anwesend: Agri Center (Stallbauten, landwirtschaftliches Material und Jagdbedarf), Batimentsmoinschers (Stallbauten),Bernard Optic (Brillen und Fernrohre), C21 Commerce (E-Handel), DDB (Baumaschinen, Schneepflüge, Forstmaschinen), Evrard Cedric (Spielwaren), FeltenFrères et Fils (Landwirtschaftliche Maschinen), Fröling-TSD (Heizkessel, Öfen), Lely Center Van Laar (Automatisierung der Milchviehhaltung), Luxmetall-Bau (Hallenbau für Gewerbe, Landwirtschaft und Pferdehaltung), Max Trailer Distribution (Anhänger), Nature Vet (natürliche Zusatzprodukte für die Viehfütterung), Texardenne (Arbeitskleidung); Viplux (Agrarindustrie: Produkte und Material).
Die Zukunft der EU-Agrarpolitik
Im Vorfeld der Agrarmesse von Libramont weilte Phil Hogan, EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Anfang Juli in Namur. Dabei verdeutlichte er dem wallonischen Landwirtschaftsminister René Collin (CDH) und den landwirtschaftlichen Verbänden der Region seine Vorstellungen. Von ostbelgischer Seite nahmen Elena Theis-sen (Grüner Kreis) und Roger Croé (Verband der deutschsprachigen Landwirte, VDL) teil. Schwerpunkte waren die befürchteten Kürzungen, Anreize für den Einstieg der jungen Menschen in die Landwirtschaft und das EU-Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten.
Für den nächsten mehrjährigen EU-Finanzrahmen für die Jahre 2021 bis 2027 schlägt die Kommission eine Modernisierung und Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vor. Phil Hogan sagte hierzu: „Der jetzige Vorschlag setzt das Engagement der Kommission für eine Modernisierung und Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik um, da er für die Mitgliedstaaten echte Subsidiarität bedeutet, einen wi-derstandsfähigeren Agrarsektor in Europa gewährleistet und die Umwelt- und Klimaschutzziele der Politik verstärkt.“
Hier die wichtigsten Elemente der zukünftigen GAP:
1. Neue Arbeitsweise: Die Mitgliedstaaten erhalten mehr Flexibilität, wenn es darum geht, wie sie die ihnen zugewiesenen Mittel verwenden, und können so maßgeschneiderte Programme ausarbeiten, die den Anliegen von Betriebsinhabern und ländlichen Gemeinschaften effektiver gerecht zu werden.
2. Direktzahlungen: Sie bleiben ein wesentlicher Teil der Politik und stellen so Stabilität und Vorherseh-barkeit für die Betriebsinhaber sicher. Der Unterstützung kleiner und mittlerer Betriebe, die den größten Teil der Agrarbetriebe in der EU ausmachen, und der Unterstützung von Junglandwirten wird Vorrang eingeräumt.
3. Größere Ambitionen beim Umwelt- und Klimaschutz: Klimawandel, natürliche Ressourcen, Biodiversität, Lebensräume und Landschaften sind alles Bereiche, die in den heute vorgeschlagenen EU-weiten Zielen angesprochen werden.
4. Stärkere Nutzung von Forschung und Innovation: Die modernisierte GAP wird sich die neuesten Technologien und Innovationen zunutze machen und sowohl die Betriebsinhaber vor Ort als auch die Verwaltungen unterstützen.
Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt
Was den gastronomischen Genuss betrifft, so standen den Besuchern zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, und dies in allen Preislagen:
* Restaurant "Entre ciel et terre", gelegen in HALLE 3 mit Panoramablick auf die thematische Ausstellung, Terrasse mit uneingeschränktem Blick auf die Wettbewerbsarenen und den Landschaftspark.
* Restaurant „Les Cours“ in HALLE 1, Terrasse mit Blick auf den Großen Ring, Kapazität 110 Plätze im Innenbereich, 180 Plätze auf der überdachten Terrasse und 105 Plätze im Zwischengeschoss.
* “Café des prés” in der Halle 2, in der Nähe der ausgestellten Tiere, Getränke und Imbiss.
* Restaurant "La ferme au champs", Selbstbedienungsrestaurant in der Nähe der Wettkampfarenen und der speziellen Grünflächen, Kapazität : 400 Plätze - Spezialität: Limousin-Rind.
* Restaurant du Jumping.
* Büffel-Ranch-Orchimont. Verkauf und Kostprobe von Büffelprodukten. Zuchtverfahren und Fremdenverkehrszentrum. Western- Restaurant, Spezialität: gegrilltes Fleisch von Büffeln aus biologischer Zucht.
* Ardenne joyeuse: Regionale Produkte zum Mitnehmen oder zum Verzehr vor Ort.
Für die Kinder gab es einen unterhaltsamen thematischen Spielbe-reich, der großen Zulauf hatte. Auch die zahlreichen Tierwettbewerbe (in den betreffenden Arenen), die Reitvorführungen (Großer Ring) sowie die allgemeine Parade lockten viele Kinder an. Vergessen wir nicht, dass die Agrarmesse von Libramont auch ein Volksfest ist, das allen Generationen etwas zu bieten hat.
Ausblick auf 2019
Die Ausstellung 2019 wird wieder mit einer Forstmesse kombiniert. Aber vorher, und zwar im April, gibt es eine Veranstaltung, die viele luxemburgischen Züchter interessieren wird: der europäische Holstein- Wettbewerb der alle drei Jahre von der European Holstein and Red Holstein Federation (EHRHC) organisiert wird.
Bisher sind sechzehn Länder mit insgesamt 169 Tieren angemeldet, worunter sechs Holstein und vier Red Holstein aus dem Großherzogtum Luxemburg.