Alcovit N° 449

Stallbau aktuell:

Die LAPROMA Farm und das erste automatische Melkkarussell in Europa

Von Armin Fuchs:

Der Deckungsbeitrag  Die Automatisierung im Milchviehbereich schreitet weiter voran. 2010 präsentierte DELAVAL auf der EuroTier das erste automatische Melkkarussell. 2012 zog GEA mit dem automatischen Melkplatz Modul DairyProQ nach. Seit Juni läuft nun das erste AMR von DELAVAL in Europa bei der LAPROMA AG, einem Praxisbetrieb Betrieb in Thüringen. Die ALCOVIT Bauberater konnten sich vor Ort ein Bild von dieser wegweisenden Technik machen.

Die Verantwortlichen der LAPROMA entschieden sich ganz gezielt für eine weitere Investition in die Milchproduktion. Wie der Vorstandsvorsitzender Dietrich Kirchner erklärte, hatte man fest mit 14 Melkrobotern von DELAVAL geplant. Als dann das AMR auf der EuroTier 2010 vorgestellt wurde, kam man zu der Überzeugung, dass diese Technik die bessere Wahl für Vergrößerung der Milchproduktion wäre. Vor allem der weitere Einsatz einer TMR war Kirchner wichtig. Außerdem kann mit dem AMR der Schichtbetrieb mit 2 x 9 Stunden beibehalten werden. So dass das automatische Melkkarussell insgesamt besser in den Betriebsablauf und die Wirtschaftsweise der LAPROMA zu integrieren war.

Insgesamt werden bis zur kompletten Fertigstellung der neuen Anlage mit dem automatischen Melkkarussell 8,2 Mio. Euro in die Milchproduktion investiert. Die LAPROMA plant spätestens 2016 insgesamt rund 1550 Milchkühe zu melken.

Mit dem Bau der neuen Stallanlage begann man im September 2011. Im April 2013 betrat die erste Kuh die Plattform des AMR. Bis Mitte Mai wurde dann noch mit Hand angesetzt, danach übernahmen die Roboterarme. Aktuell werden bereits 
350 Milchkühe zweimal täglich vollautomatisch gemolken. Nach der kompletten Fertigstellung der An-lage in 2014 werden dann rund 
800 Milchkühe mit dem AMR gemolken.

Die Stallanlage ist als typischer H-Stall konzipiert. Im Zentrum der Anlage liegt das Melkhaus mit einem angeschlossenen Strohstall mit Abkalbe- und Krankenboxen. Rechts und links ist jeweils ein drei-reihiger Stall angeordnet. Diese werden von einem mittigen Futtertisch erschlossen. Über einen zentralen Verbindungsgang gelangen die Kühe zum Melkhaus und wieder zurück in ihre Gruppe.

Das AMR selber verfügt über 24 Melkplätze. Insgesamt 5 Roboter-Arme erledigen die komplette Melkarbeit. 2 Roboter sind für das Vormelken und Reinigen der Zitzen von 2 Kühen zuständig. Weitere 2 Roboter hängen die an jedem Melkplatz angebrachten Zitzenbecher einzeln an. Gemolken wird viertelindividuell. Ein fünfter Roboterarm dippt die Zitzen nach Abschluss des Melkens. Sollte bei einer Kuh ein Zitzenbecher nicht angehängt werden können oder während des Melkvorganges abschlagen werden, kann entweder per Hand angehangen werden (sofern ein Mitarbeiter in der Nähe ist) oder aber die Kuh wird über Selektionsstore wieder in den Warteraum geleitet und gelangt so ein weiteres Mal ins Karussell.

Bevor eine neue Kuh den Melkplatz betritt, wird die Melkplattform vollautomatisch gereinigt. Die Melkbecher werden durch ein „Back-flush“ - System nach jeder Kuh desinfiziert.

Die Erfahrungen nach 10 Wochen Betrieb der Anlage zeigen, dass sich die Kühe und Mitarbeiter schnell an die neue Technik gewöhnt haben. Der Milchentzug liegt bei 4,2 kg je Min. was aber zu keinen negativen Auswirkungen geführt hat. Im Vergleich mit der Herde in den alten Stallanlagen ist der Eiweißgehalt in der Sammelmilch höher. Dies führt der Vorstandsvorsitzende Dietrich Kirchner darauf zurück, dass die Kühe im neuen Stall mit durchschnittlich 13 Stunden, 2 Stunden länger liegen als in den alten Ställen. Ein gewisses Feintuning der Anlage ist jedoch noch nötig aber aufgrund der der Neuartigkeit der Technik auch nicht verwunderlich, so Kirchner.

Arbeitswirtschaftlich ist für Herrn Kirchner die neue Anlage bereits heute ein großer Erfolg. So liegt der hochgerechnete Arbeitszeitbedarf mit dem AMR je Kuh und Jahr bei unter 20 Akh und damit unter dem betriebsindividuellen Arbeitszeitbedarf in den alten Stallanlagen der LAPROMA.

 
Abbildung 1: Die ALCOVIT-Bauberater Armin Fuchs und Thomas Eiden waren vor Ort in Schloßvippach um sich von dieser zukunftsweisenden Technik ein Bild zu machen
(Quelle: Agro-Projekt; www.agro-projekt.lu)

 

 

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