20. ALCOVIT-Studienreise nach Bulgarien/Rumänien (1)

Sofia: Hauptstadt von Bulgarien

Vom 23. August bis zum 3. September fand die 20. Studienreise von ALCOVIT statt. Mit diesem Artikel setzen wir die Berichterstattung über die Jubiläumsreise fort.

Unser Lufthansaflug ab Frankfurt landete pünktlich in Sofia, wo wir von unserer lokalen Reiseleitung begrüsst wurden. Sofia liegt am Fusse des Berges Vitoscha und ist das geographische Zentrum der Balkanhalbinsel. Aus diesem Grunde hatte auch der römische Kaiser Konstantin überlegt, Sofia zu seiner neuen Hauptstadt zu machen. Sofia zählt zu den ältesten Städten Europas. Die ersten Spuren einer Besiedlung liegen 7000 Jahre zurück, wie Funde aus dem Neolithikum, der Steinzeit und der Bronzezeit belegen. Durch die vielen Thermalquellen und die besondere geographische Lage wurde die Stadt zu einem wichtigen Industrie-, Handels- und Kulturzentrum.


Die ersten festen Siedler waren die Thraker und sie nannten die Stadt Serdonpolis. Im 4. Jahrhundert v. Chr. fiel die Stadt unter die Herrschaft Mazedoniens mit ihren Königen Philippus II und Alexander dem Grossen. Im Jahre 29 n. Chr. wird die Stadt von den römischen Legionen erobert und Kaiser Trajan gibt der Stadt den Namen Ulpia Serdica und macht sie zum administrativen Zentrum der Region. Eine rege Bautätigkeit setzt ein mit Türmen, Befestigungen, Bädern, öffentlichen Gebäuden, Kultstätten, einer Basilika und eines Amphitheaters. Im 3. Jahrhundert wird die Stadt Zentrum der Provinz Dakien. Im Jahre 447 wird die Stadt durch die Hunnen zerstört und der römische  Kaiser Justinian baut sie wieder auf und nennt sie Triaditsa. Regelmässig fallen slawische Stämme ein, aber die Stadt bleibt unter byzantinischer Herrschaft bis sie im Jahre 809 in das erste bulgarische Reich integriert wird.


1376 erhält die Stadt den Namen SOFIA nach der Erbauung der St.Sophienkirche. 1382 fällt Sofia, nach der Eroberung durch Murat I, an das Osmanische Reich und verbleibt dort während 5 Jahrhunderten. Aus dieser Zeit stammt noch die Moschee Banya Bachi. In dieser Periode entwickelt sich Sofia zu einem bedeutenden Handels- und Handwerkszentrum und ist bewohnt von Bulgaren, Griechen, Juden, Armeniern, Albanern, Persern, Valaquen und Türken. Im 18. Jahrhundert ist Sofia ein wichtiges Handelszentrum und wird durchquert von einer befestigten Strasse, die Europa mit Kleinasien verbindet.


Am 4. Januar 1878 wird Sofia durch die Russen vom osmanischen Reich befreit und am 3. April 1879 zur Hauptstadt Bulgariens proklamiert. Sofia wächst schnell zu einer modernen Stadt mit imposanten Gebäuden heran. Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg wird Sofia Schauplatz blutiger Attentate und erlebt unruhige Zeiten neben einem kulturellen und wissenschaftlichen Aufschwung. Im 2. Weltkrieg - Bulgarien ist Alliierter Deutschlands – wird Sofia durch die amerikanischen Bombardierungen sehr in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem 9. September 1944 drückt das kommunistische Regime der Stadt seinen Stempel auf mit der Errichtung grosser Prunkbauten.


Die Besichtigung vom Nationalen Historischen Museum, welches im früheren Präsidentenpalast untergebracht ist, erlaubt einen guten Einblick in die bulgarische Geschichte von der Antike bis 1945. Ein Saal ist der prähistorischen Entwicklung des bulgarischen Territoriums gewidmet und man entdeckt sehr schöne vergoldete Kunstschätze aus der Zeit der Thraker. Eine Ausstellung erklärt die Entwicklung des bulgarischen Alphabets, sowie die christliche und heidnische Kunst.


Der Stadtrundgang führte uns zur Moschee Banya Bachi, 1567 erbaut durch den Architekten Sinan, welcher auch die Moschee des Sultans Selim in Edirne (Türkei) erbaut hat. Sie ist die grösste und schönste Moschee in Sofia. Das bedeutendste Monument  Sofias ist die Sankt-Alexander-Nevski Kathedrale, die grösste auf dem Balkangebiet. Sie wurde von 1904 bis 1912 erbaut von dem russischen Architekten Pomerantsev unter Mitwirkung bulgarischer, russischer, österreichischer, deutscher, italienischer und tschechischer Baumeister. Die Entscheidung zum Bau fiel 1879, ein Jahr nach der nationalen Befreiung, als Andenken an die gefallenen Russen im Befreiungskrieg und an Zar Alexander II. Die gigantische Hauptkuppel der Kathedrale wird von mehreren Nebenkuppeln umgeben und ist 52m hoch. Die Hauptkuppel hat ein vergoldetes Dach und die Innenmauern sind von Malereien der bedeutendsten russischen und bulgarischen Künstler verziert. Man kann Verzierungen aus italienischem Marmor, ägyptischem Alabaster und brasilianischem Onyx bewundern. Die 12 Glocken sind in Moskau gegossen worden und ihr Geläute ist 30km im Umkreis zu hören. Im Jahr 2014 ist die Kathedrale an die bulgarisch-orthodoxe Kirche verschenkt worden.

 

Bericht: Léon Wietor