20. ALCOVIT-Studienreise nach Bulgarien/Rumänien (2)

Troyan & Letnitsa

Vom 23. August bis zum 3. September fand die 20. Studienreise von ALCOVIT statt. Mit diesem Artikel setzen wir die Berichterstattung über die Jubiläumsreise fort.

 

Die Landwirtschaft in Bulgarien

45% der Fläche Bulgariens werden landwirtschaftlich genutzt, davon 65% für den Pflanzenbau, 25% für Tierzucht und 10% für Obst- und Weinbau. Hauptkulturen sind Weizen, Sonnenblumen, Körnermais und Gerste. Ein Betrieb hat durchschnittlich 20 ha, während 10 % der Betriebe über 2000 ha bewirtschaften. In der Viehzucht gibt es 1 Million Tiere, hauptsächlich Schafe und Rinder. Nationalspeise ist Joghurt und Schafsfleisch. Die Bruttowertschöpfung der landwirtschaftlichen Betriebe liegt bei 5% des Bruttoinlandproduktes.

Im Weinbau werden 1 Million hl Wein produziert, davon 80% Rotwein und 20% Weißwein. Die Bulgaren aber trinken wenig Wein und Bier, dafür mehr Schnaps, hergestellt aus Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Birnen und Äpfeln.
Mit 7 Millionen Einwohnern ist Bulgarien recht dünn besiedelt. 2 Millionen Bulgaren leben als Gastarbeiter im Ausland. Das Durchschnittsgehalt liegt bei 500 Euro im Monat. Bulgarien verzeichnet ebenfalls ein hohe Landflucht in die Städte Sofia, Plovdiv, Varna und Burgas. Dadurch sind 300 Dörfer verlassen und die leerstehenden Häuser werden von Ausländern, hauptsächlich von Briten gekauft.

Ankunft in Troyan

Die Stadt mit ihren 20.000 Einwohnern wurde unter dem römischen Kaiser Trajan gegründet und liegt in einer wunderbaren Region an der Via Traiana, welche Thrakien mit der Donau und der Aegäis verbindet. Am Rande der Stadt gibt es ein Sanatorium für Tuberkulosekranke. 10 km südöstlich von Troyan befindet sich ein berühmtes Kloster, dessen Gebäude aus dem 15. Jahrhundert stammen. Zahlreiche Fresken von Zahari Zograph gehen auf das Jahr 1835 zurück. Wie bei den meisten orthodoxen Kirchen sind die Innenräume sehr dunkel und die Ikonen schwer zu betrachten. Hervorzuheben ist die Muttergottes mit 3 Armen, welche das Jesuskind in ihren Armen hält. Im Museum ist ein Zimmer zu sehen, welches von König Boris III. und eines, das von Vasil Levski bewohnt wurde, der hier ein Revolutionskomitee gründete. Man kann im Kloster in komfortablen Zimmern übernachten.

Besichtigung der Destillerie Vinprom in Troyan

Die Destillerie Vinprom ist die grösste in Bulgarien und produziert Branntweine auf der Basis von Pflaumen, Mirabellen, Aprikosen, Birnen und Äpfeln. In 2004 wurde der Betrieb von der tchechischen Holding Rudolf Jelinek aufgekauft, einer der grössten Produzenten von Fruchtdestillaten in Europa. Handelskontakte bestehen mit Rumänien, der Slowakei, Russland, der Schweiz, Deutschland, Österreich, Israel und Nordamerika.

Die Anlieferung der Früchte erfolgt in Boxpaletten; sie werden abgewogen und anschliessend entsteint und zerkleinert. Die Fermentation der  Maische erfolgt in 60 to Tanks und dauert unter Temperaturkontrolle mittels Wasserkühlung 10-14 Tage. 200 to Zwetschgen der Sorte Stanley werden sortenecht verarbeitet. Die Gesamtkapazität der Anlage liegt bei 7.000 to im Jahr.

Die Destillationssäule aus Kupfer wird mittels Dampfzufuhr auf 95° aufgeheizt und ermöglicht so die Verarbeitung von 80-100 to in 24 h. Der Vorlauf wird in Reinigungsprodukten beigemischt und der Maischeabfall wird als Düngemittel auf die Felder gebracht. Die Ausbeute beträgt 70-75 l Reinalkohol/to bei einem Preis von 5,50 Euro/Liter.
Die Abfüllstation hat eine Kapazität von 2000 Flaschen/h und bedeutet inklusive Räumlichkeiten eine Investition von 1 Mio Lev. Verkauft werden 800.000 Flaschen pro Jahr inklusive der Distribution für andere Betriebe.

Besichtigung des Ackerbaubetriebes AJD-Agro in Letnitsa

Der Betrieb wurde 1992 als privates Unternehmen gegründet und hat 2001 die erste große Investition in der Landwirtschaft getätigt. Der Betrieb ist von 9 ha auf heute 5.500 ha gewachsen und erstreckt sich über 13 Dörfer in Zentralnordbulgarien. Angebaut wird auf 2.500 ha Luzerne und Futtergras, sowie auf 2.500 ha Getreide, Körnermais und Sonnenblumen. Ausserdem wird Maissilage auf rund 500 ha produziert.
Getreide, Luzerne, Futtergras und Stroh werden mit einer gewaltigen Dehydrieranlage auf 9-11 % Feuchtigkeit gebracht und danach in 750 kg schwere Quaderballen gepresst oder zu Futterpellets verarbeitet. Die Dehydriertrommel wird durch Gasbrenner beheizt und es erfolgt ein starker Luftdurchsatz zwecks Entfeuchtung der Produkte. Der Export der Ballen geht in den Mittleren Osten und nach China.
Die Betriebsflächen erstrecken sich bis zu 30 km im Umkreis und werden von 80 AK bewirtschaftet. Der Betrieb hat einen hohen Besitz an Traktoren und Erntemaschinen, welche in der betriebseigenen Werkstatt gewartet werden.

 

 

 

Bericht: Léon Wietor