Alcovit N° 512

Stallbau aktuell: (von Pit Bosseler)

ALB-Fahrt: „Zukunftskonzepte“

Die ALB-Lehrfahrt führte durch Baden-Württemberg zum Bodensee bis in die Schweiz. Rund 50 Teilnehmer, darunter Landwirte, Berater, Bauingenieure und landwirtschaftliche Auszubildende nahmen an der interessanten Lehrreise teil. Insgesamt standen 6 landwirtschaftliche Betriebe und die Produktionsstätte der Firma Förster auf dem Programm. Die Alcovit-Redaktion war wie jedes Jahr mit an Bord und stellt Ihnen die Betriebe in einer kurzen Reportage vor.

 

Falkenhof
Bereits in sechster Generation betreibt Familie Schwarz den Falkenhof am Rand des Leonberger Teilorts Gebersheim. Die 450 Kreuzungsmilchkühe des Betriebs geben im Schnitt rund 10.500 Liter Milch/Jahr. Das Melken erfolgt in einem 2x 20 Side-by-Side Melkstand im Drei-Schicht-Betrieb. Insgesamt beschäftigt der Betrieb rund 10 Mitarbeiter, darunter auch drei in Gebersheim wohnende Flüchtlinge, die hauptsächlich die Melkarbeit übernehmen. Die Besonderheit des Betriebes ist, dass alle weiblichen Kälber auf Partnerbetrieben großgezogen werden und somit weniger Futterfläche benötigt wird. Herr Schwarz hat eine klare Vorstellung seiner Zuchtphilosophie und betonte, dass: „Eine Kuh muss am letzten Tag am schönsten sein“. Hiermit stellte er klar, dass seine Kreuzungskühe nicht auf eine gewisse Lebensdauer gezüchtet sind, sondern dass er potentielle Problemtiere gleich ausselektiert und zum Schlachter gibt, bevor sie anfangen an Gewicht zu verlieren.

Hof Buerkle
Mitten im Schwarzwald in Loßheim von Wiesen und Wäldern umgeben liegt der Hof Buerkle. Ein Betrieb mit vielen Standbeinen: Gastwirtschaft, Ferienwohnungen, Pferdehaltung und Milchviehwirtschaft mit Biogas. Hauptaugenmerk liegt auf dem im Jahre 2015 neu gebauten Milchviehstall mit 2 Lely A4 Melkrobotern und eine Lely Vector Fütterungsroboter. Die sehr großzügige Futterküche des Vectors sah der Betriebsleiter als einen riesigen Vorteil, da dadurch viel Zeit in der alltäglichen Arbeit entfällt. 2020 hat der Betrieb in eine 75kW Gülle-Mist-Biogasanlage investiert, in der ausschließlich Betriebsgülle und Mist zu Energie vergoren werden.
Seit 2021 läuft auf dem Betrieb Buerkle im Kälberstall das Calf Rail DUO System von Förster. Mit dem neuen CalfRail DUO von Förster-Technik können nun zwei Kälber in einer Doppel-Box erstmalig gleichzeitig automatisch über zwei Sauger gefüttert werden.

Das CalfRail DUO kann bis zu acht Mal am Tag füttern. Die Kälber erhalten kleine, altersgerechte Portionen in optimaler Tränketemperatur bis zum letzten Schluck. Dank pünktlicher und frischer Zubereitung und pärchenindividuellen Mengen ist so für jedes Kalb gesorgt.

EIP-Betrieb Familie Marohn
Familie Marohn hat im Nordschwarzwald im Landkreis Freudenstadt einen hochmodernen Kuhstall nach den Richtlinien des EIP-Projektes gebaut. Für das Jungvieh werden vorübergehend die alten Stallungen weiter genutzt. Bei der Planung wurde hinsichtlich einer Erweiterung darauf geachtet, einen multifunktionalen Grundriss zu erstellen. Die Sonderbereiche und Selektionsmöglichkeiten sind für eine Kapazität von 3 AMS ausgelegt, so dass eine Erweiterung einfach möglich ist. Es wurde ein 6-reihiger Laufstall mit 2 außenliegenden Futtertischen, die rund 190 Fressplätze bieten, errichtet. Der 7 m breite Lichtfirst aus einer speziellen Membranschicht sorgt dafür, dass möglichst viel Licht aber wenig Wärme eintritt. Das einhäusige Gebäude wird quer gelüftet und die sensorgesteuerten Curtains öffnen bzw. schließen je nach Wetterlage. Durch erhöhte Fressstände wurde die emissionsaktive Fläche um bis zu 21% verringert und die Tiere können ungestört Futter aufnehmen. Auf den planbefestigten Flächen wurden zwei verschiedene emissionsmindernde Laufflächenbeläge eingebaut. Hierbei basiert das Funktionsprinzip der Ammoniakreduzierung auf der möglichst kurzen Kontaktzeit von Kot und Harn mit einer angepassten Entmistungstechnik. Beim Gummirillenbelag Magellan der Firma Bioret kann der Harn in Rillen ablaufen und wird dort durch das angepasste Kammprofil der Räumlippe am Schieber entfernt. Beim zweischichtigen Bodenbelag V-Twin der Firma Bioret entsteht mittels geneigtem Kunststoffunterbau das Gefälle zu den eingefrästen Rinnen. Hierbei ist das Räumlippenprofil des Schiebers an das doppelte Quergefälle angepasst. Diese Gummiauflage sorgt für eine gewisse Rutschfestigkeit und klauenfreundlichen Laufkomfort. Eine ergänzende emissionsmindernde Maßnahme die vorgenommen wurde ist das Anfeuchten der Laufflächen mittels Wasserdüsen, welche in die Liegeboxenkanten integriert sind. In den Fressgängen wurden Kuhduschen zur Unterstützung der Thermoregulation der Tiere und zur Laufflächenbefeuchtung installiert. In den Wartebereichen der Melkroboter wurden die Spalten mit emissionsmindernden Gummiauflagen der Firma Easyfix belegt. Die Tiefliegeboxen werden mittels einem schienengebundenen automatischen Einstreugerät mit separierter Gülle mehrmals täglich befüllt. Wobei Herr Marohn hierbei zu bedenken gibt, dass es in den Sommermonaten zu heftigen Problemen mit Klebsiellen kommt. Die Liegeboxentrennbügel der Firma Royal de Boer sind flexibel und bieten aufgrund der innovativen Konstruktion ohne Stabilisierungsrohr viel Freiraum. Der angrenzende Laufhof bietet den Tieren zusätzlichen Bewegungsraum wobei eine gewisse Struktur sinnvoll ist. Des Weiteren konnte man erkennen, dass es sehr sinnvoll ist, den Futtertisch im Laufhof ebenfalls zu überdecken, um die Tiere vor Hitze und das Futter vor Verderb zu schützen.

Förster-Technik
Seit 50 Jahren gestaltet Förster-Technik die Zukunft der modernen Landwirtschaft entscheidend mit. Was 1971 mit viel Pioniergeist und dem ersten Kälbertränkeautomaten begann, ist heute der vielfach prämierte und weltweit agierende Innovationstreiber in der Kälberaufzucht. In mehr als 50 Ländern auf der ganzen Welt werden die Fütterungssysteme von Förster-Technik eingesetzt. Über 50 Patente beweisen die Leistungsstärke des Unternehmens eindrucksvoll.

Wir konnten einen Blick in die zukunftsfähigen Lösungen und Konzepte im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung mit einem besonderen Fokus auf das Tierwohl werfen.

Fortsetzung folgt.

 

Den Kreuzungskühen der Rassen Fleckvieh x HF werden am Falkenhof optimale Haltungsbedingungen geboten: gut gemanagte Tiefliegeboxen, großzügige saubere Laufgänge und eine angepasste Fütterung führen zu hohen Milch- und Fleischleistungen.

 

Das neue CalfRail Duo von Förster-Technik am Hof Buerkle tränkt zwei Kälber parallel, die sich im selben Iglu befinden. Damit soll laut Betriebsleiter die gemeinsame Aufzucht unterstützt und vereinfacht werden. Diese wirke sich laut ihm positiv auf Wachstum und Tiergesundheit aus.

 

Die Längsseiten des neuen Stalls können mittels Curtains bei gutem Wetter komplett geöffnet werden und tragen somit zu einer optimalen Querlüftung bei. Erhöhte Fressstände mit Abtrennungen und ein innovativer Gummibelag im Laufgang sollen dazu dienen, die Ammoniak-emissionen im Kuhstall zu verbessern.

 

 

Im Wartebereich der beiden Melkroboter wurden die Spalten mit einer abgerundeten Gummiauflage belegt, die den Harn und Kot schneller abführen sollen. Des Weiteren ist durch einen Spaltenboden in der nähe der Roboter, dieser viel aufgesuchter Bereich einfacher sauber zu halten.

 

 

Der neue Milchviehstall der Familie Marohn ist mit einem großzügigen Laufhof ausgestattet. Dieser bietet den Tieren viel Bewegungsfreiraum und zusätzliche Fressplätze. Besonderheit ist, dass die im Laufhof befindlichen Fressplätze mit einem begrünten Pultdach überdeckt sind. Dies schützt die Kühe vor zu starker Sonneneinstrahlung beim Fressen und schützt ebenfalls das vorgelegte Futter vor Verderb.