Das Image der modernen Landwirtschaft:
Es gibt einige Herausforderungen zu meistern
Die westeuropäische Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm entwickelt. Nicht zuletzt ihrer hohen Produktivität verdankt die Volkswirtschaft ein hohes Maß an Liquidität, die für die Anschaffung von Konsum- und auch Luxusgütern zur Verfügung steht.
Denn Agrarprodukte und die daraus erzeugten Lebensmittel sind in unseren Breiten billig. Um diese folglich rentabel produzieren zu können müssen schlagkräftige Technik sowie modernste Pflanzenschutz- und Düngemittel intelligent eingesetzt werden. Genau hier trifft man jedoch bei einer größer werdenden Zahl an Verbrauchern einen wunden Punkt, denn die günstigen Lebensmittel sollen selbstverständlich so umweltschonend und nachhaltig wie möglich erzeugt werden.
An dieser Stelle beginnt nun die Aufgabe der Landwirte, ihre tägliche Arbeit rund um das Thema Nahrungsmittelproduktion ins rechte Licht zu rücken. Denn das Image unserer Landwirtschaft steht, unterstützt durch regelmäßig in den Medien präsentierte Lebensmittelskandale, die meist durch vor- oder nachgelagerte Industrie verursacht werden, im Mittelpunkt der Diskussion. Doch warum ist dieses Image der Landwirtschaft so angreifbar? Expertenmeinungen zu Folge wurde das Thema Imagepflege und Kommunikation nach außen in den Jahren des immer schneller von-statten gehenden Wandels der Agrarlandschaft schlichtweg vergessen.
(Bild 1: Für viele Bürger haben die heutigen Landmaschinen beängstigende Ausmaße. Darum ist auch Rücksicht im Straßenverkehr ein Teil positiver Öffentlichkeitsarbeit)
"Tue Gutes und rede darüber.“
So heißt die Devise für die Landwirte in der Zukunft. Denn viele Menschen in der Bevölkerung wissen lange nicht mehr, was mit den teilweise riesigen Maschinen auf den Feldern getan wird. Die Erwartungen an den Berufsstand sind hoch. Umwelt schonende Produktion, Qualität, sparsamer Umgang mit Ressourcen, artgerechte Tierhaltung sind nur einige Anforderungen, die an uns gestellt werden. Nun liegt es an den Landwirten, der Bevölkerung mitzuteilen, das sie als Landwirte in Westeuropa was diese Anforderungen betrifft, mit Abstand die höchsten Anforderungen erfüllen. Und das schon seit Jahrzehnten.
Agr.-Ing.Thomas Eiden, freier ALCOVIT-Mitarbeiter
Doch das Vertrauen der Bevölkerung in die Landwirte fehlt teilweise erheblich. Auf die Frage nach dem „Warum“ gibt erneut die Statistik mögliche Ansätze für eine Antwort. So können beispielsweise nur 5% der Bewohner deutscher Großstädte von sich behaupten einen Landwirt zu kennen oder schon einmal auf einem Bauernhof gewesen zu sein. Wer füllt die Wissenslücken der verbleibenden 95% im Hinblick auf moderne Landwirtschaft? Im Idealfall werden aktiv Informationen auf einschlägigen Seiten im Internet, aus Broschüren im Lebensmitteleinzelhandel, beim Direktvermarkter oder auf Hoffesten gesammelt. Fataler für die Landwirtschaft ist es, wenn sich in diese Informationslücke vermeintliche Umwelt- und Tierschutzverbände zur Informationsverbreitung einklinken. Diese NGO`s (Non Governmental Organisations), oder nicht gewinnorientierte Interessenverbände versorgen unwissende Verbraucher auf rein emotionaler Ebene bewusst mit Informationen, die fernab der Realität liegen und Menschen für ihre eigene Sache begeistern wollen. Werbung solcher Verbände findet man im Internet, auf Plakatwänden, in Zeitschriften, in Form von Infoständen in Stadtzentren, also dort, wo möglichst viele Menschen angesprochen werden können. Hier geht es dann meist um Themen wie Tierquälerei, Gentechnik, Pestizideinsatz usw.
Was ist zu tun?
Die beste Information ist die, die von den Landwirten selbst kommt. Dabei ist nicht die verwaschene Informationspolitik einiger Berufsverbände gemeint. Gemeint ist, auf die Fragen des Spaziergängers am Feldrand selbst die Antworten parat zu haben, leicht verständlich, erklärend und vor allem freundlich. Lässt man sich einmal die Bedenken dieses Spaziergängers erläutern, kann oft auf ganz einfachem Weg für Aufklärung gesorgt werden. Wer auf ein solches Gespräch gut vorbereitet ist, kann sich getrost auch zu kritischen Themen wie Pflanzenschutz, Monokultur und Mineraldüngereinsatz äußern. Ein Referent eines Seminars zu diesem Thema auf der diesjährigen Unternehmertagung der DLG in Mannheim hat sein eigenes, simples Patentrezept verraten: „Unsere Dörfer haben sich von reinen Bauerndörfern hin zu Schlaf- Freizeit- und Erholungsdörfern verändert. (Bild 2: Blick in den voll besetzten Saal des Kongress-Centers Rosengarten in Mannheim.)
Unser Tun und Handeln muss gesellschaftlich kompatibel sein. Was wir tun, teilt sich nicht mehr von alleine mit, wir sind in der Bringschuld. Also: machen Sie ihre Feldrundfahrten mit heruntergekurbelter Scheibe und nutzen sie die Gelegenheit mit den Menschen zu sprechen, die auf den Wegen zwischen Ihren Feldern ihre Freizeit verbringen, denn wir arbeiten dort, wo andere gerne ungestört ihre Freizeit verbringen.“ (Carl-Christian von Plate, Marktfruchterzeuger in Niedersachsen, DLG-Vorstandsmitglied). Wem die Möglichkeit gegeben ist, sollte seine Höfe öffnen für die Bevölkerung, Schulklassen einladen oder auch mal die Frauengemeinschaft des Dorfes oder den Gemeinderat zum Kaffee auf den Bauernhof einladen, um eventuelle Kritiker von seinem Tun und Handeln überzeugen zu können.
(Bild 3: Carl Christian von Platevon der DLG berichtete eindrucksvoll von seiner Art der Öffentlichkeitsarbeit.)
Neue Medien nutzen
Wer bereits heute die neuen Medien für sich nutzt, sollte sich überlegen, auf einer betriebseigenen Homepage für seinen Betrieb zu werben. Nicht für Produkte die zu verkaufen sind, alleine die Aufklärung über die eigene Arbeit, verständlich für jedermann soll im Vordergrund stehen. Auch Internetplattformen wie YouTube, Facebook und Twitter können für den geübten Anwender bei maßvollem Umgang für die Öffentlichkeitsarbeit angewendet werden. Landwirten in Thüringen ist es eindrucksvoll gelungen sich selbst zu engagieren, und Werbespots im Radio über kritisch betrachtete Themen in der Landwirtschaft zu schalten. Ihnen ist es gelungen, auch den Menschen, die nie einen Tag des offenen Hofes besuchen, die heimische Landwirtschaft näher zu bringen. Die aktuellen Radiospots mit der entsprechenden Botschaft können unter www.heimische-Landwirtschaft.de angehört werden.