Alcovit N°449:

Zwischen Melkstand und Ehrenamt: der Betrieb von Laurent Frantz in Roeser

Als der heutige Betriebsleiter Laurent 2001 seine Ausbildung beendet hatte und in den elterlichen Betrieb einstieg, war der Hof der Familie Frantz ein Mischbetrieb mit Milchkühen, Mutterkühen, Bullenmast, Zuchtsauen, Legehennen und Ackerbau. Sämtliche Wirtschaftsgebäude waren zu dem Zeitpunkt 20 bis 30 Jahre alt. Laurent Frantz hat den Betrieb über die Jahre hin modernisiert und auf Milchproduktion spezialisiert. Nebenbei hat er sich immer die Zeit genommen um sich ehrenamtlich für die Interessen der Landwirtschaft einzusetzen.

Mittlerweile ist der Betrieb der Fami-lie Frantz aus Roeser ein spezialisier-ter Milchviehbetrieb. Die Milchproduktion wurde seit dem Jahre 2000 mehr als vervierfacht. Sämtliche anderen Tierproduktionen mussten aufgrund dieser Spezialisierung weichen. Der Ackerbau wurde an die Futterbedürfnisse der Kühe angepasst.

Alle diese Umstellungen geschahen nicht über Nacht. Sie zogen sich in kontinuierlichen Schritten über mehrere Jahre hin. Deshalb der Reihe nach: Als der heutige Betriebsleiter Laurent Frantz im Jahre 2001 in den von seinen Eltern Margot und Camille Frantz-Klein geführten Betrieb einstieg, war der Hof ein Mischtbetrieb mit ein bisschen von allem und mit vielen alten Infrastrukturen. Der motivierte Junglandwirt hatte schon damals klare Vorstellungen: er sah seine Zukunft vor allem in der Milchviehhaltung. Schnell wurde die Planung eines neuen Boxenlaufstalles in Angriff genommen, der schlussendlich 2006 bezogen wurde.

Der alte Anbindestall wurde umgebaut. In diesem Gebäude wurden Tiefstreuboxen für Kälber, Rinder eingerichtet und Abkalbeboxen installiert. Eine Vergrößerung der bestehenden Fahrsilos drängte sich auf. Ein neues wurde hinzugebaut. Der Boxenlaufstall wurde schnell zu klein und so wurde 2011/12 dessen Kapazität bereits mit einem Anbau verdoppelt. Das Melken der Kühe geschieht heute in einem 2 mal 7 Fischgräten- Melkstand.

Lange Jahre war Brotweizen die Hauptkultur auf den Ackerflächen der Familie. Sie war stets ein gern gesehener Lieferant in der Kleinbettinger Mühle. Aufgrund des steigenden Futterbedarfs für die Milchkühe wurde die Brotweizenproduktion eingestellt. Auf mehr als der Hälfte der Ackerflächen stehen jetzt Silomais, Futterrüben und sonstiges Feldfutter (Klee und Raygras). Die restlichen Felder werden mit Futterweizen und Gerste bestellt. Das gesamte Futtergetreide wird auf dem Hof gelagert und verfüttert. Um ein sauberes Lagern zu gewährleisten installierte Laurent 2010 im ehemaligen Schweinestall Getreidesilos mit einer Kapazität von 150 t.

Gras als wichtigste 
Futterkomponente

Wichtigste Komponente in der Fut-terration der Kühe ist das Gras. Im Futtermischwagen ist das Gras/Mais-verhältnis stets 2 zu 1. Daneben besteht die TMR aus Futterrüben, Biertreber, Soja, Getreide und Stroh. Sind im Frühjahr die Futterrüben alle verfüttert, werden sie bis zur nächsten Ernte durch Rübenschnitzel ersetzt. Während den Sommermonaten ersetzt frisches Gras die Grassilage. Das frische Gras wird täglich mittels Frontmäher und Ladewagen in den Stall befördert.

Der Betrieb nahm in den letzten Jahren regelmäßig an Schauen teil. Besonders stolz ist man, Tiergenerationen im Schauring vorführen zu können, die seit Jahrzehnten im Familienbesitz gezüchtet wurden. Mit der Ur-Ur-Ur-Großmutter der besten Kuh in der heutigen Herde nahm Laurent bereits 1990 am Concours du meilleur jeune présentateur teil. 

Was die Zukunft angeht, so hat der Betriebsleiter vor, die Milchproduktion weiter auszudehnen. Die jetzt vorhandene Stallkapazität wird noch nicht voll ausgenutzt. Des Weiteren wird eine Steigerung der Milchleis-tung angestrebt.

Ehrenamtlich aktiv

Ehrenamtliches Engagement gehörte bei der Familie Frantz immer dazu. Seniorchef Camille Frantz war über Jahre hinweg Kommandant der lokalen Feuerwehr. Laurent Frantz hat sich die letzten Jahre vor allem für die Interessen der Landwirtschaft eingesetzt.

Bei den Jungbauern war er sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene aktiv. Die letzten fünf Jahre leitete er als Präsident den Maschinenring „MBR Service“. Er war eine der treibenden Kräfte bei der Zusammenlegung der zwei noch bestehenden Ringe und auch bei der Gründung des neuen Maschinenrings „MBR Lëtzebuerg“.

Sechs europäische Jahre

Zwischen 2007 und dem Sommer 2013 war Laurent Frantz sechs Jahre für die Jungbauern auf europäischer Bühne aktiv. Zwischen 2007 und 2011 war er Vertreter der „Lëtzebuerger Jongbauern a Jongwënzer“ beim Europäischen Rat der Junglandwirte CEJA. Von 2011 bis 2013 war er Vize-Präsident von CEJA.

Diese Zeit war ihm eine unbezahlbare Lebenserfahrung um Europa. Er lernte viele Berufskollegen aus anderen Ländern kennen und verstehen. Hauptaufgabe dieser Zeit war eine möglichst professionelle Lobbyarbeit der Jungbauernthemen bei der Politik. Egal, ob bei der europäischen Kommission, beim Europaparlament oder mit den Vertretern Luxemburgs, die Dialoge waren stets konstruktiv. Die letzten vier Jahre hat die CEJA vor allem für einen obligatorischen Junglandwirte-Top-Up in der ersten Säule gekämpft. Als die Agrarreform am 26. Juni verabschiedet wurde und das Top-Up entschieden war, war die Freude bei CEJA natürlich groß. Jetzt wusste jeder, dass die Mühen der letzten Jahre sich gelohnt hatten. Einen Tag danach hielt CEJA seine Generalversammlung ab. Auf dieser beendete Laurent Frantz seine Zeit im CEJA Vorstand.

Maschinenring

Schon im jungen Alter von 24 Jahren wurde Laurent Vorstandsmitglied von MBR Services. Zwei Jahre später wurde er zum Präsidenten gewählt. Im Gegensatz zu seinen Aufgaben bei den Jungbauern, die eher politisch waren, ging es hier vor allem um den Alltag der Landwirte. Er 
stellte stets die Frage in den Mittelpunkt seiner Aufgabe: Was muss 
der Maschinenring tun um den Mitgliedern im Alltag am hilfreichsten 
zu sein.

Um den Maschinenring zukunftsfähig zu machen war er die treibende Kraft bei der Gründung von MBR-Lëtzebuerg. Die alten Strukturen mit den zwei Ringen und dem Dachverband waren zu schwerfällig und nicht mehr zeitgemäß. Obwohl er 
in der neuen Struktur nicht mehr 
Präsident ist, wird Laurent sich weiter im MBR engagieren.

Der neue Ring steht nun. Er muss sich durch Verbessern der bestehenden Dienstleistungen und mit neuen Projekten zu einer noch stärkeren Kraft in der luxemburgischen Landwirtschaft entwickeln.