Alcovit N° 485 & 486

Stallbau aktuell: (von Armin Fuchs & Pit Bosseler)

 Agro-Projekt Bauberater unterwegs im Elsass

Im Rahmen der alljährlichen Fahrt der ALB Rheinland-Pfalz/Saarland (Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Bauwesen) besuchten die Agro-Projekt Bauberater Armin Fuchs und Pit Bosseler landwirtschaftliche Betriebe im Elsass.

 

Die Landwirtschaft spielt im Elsass traditionell eine gewichtige Rolle. Die weite Rheinebene mit ihren fruchtbaren Böden und großen zusammenhängenden Schlägen ist vom Ackerbau geprägt. Milchwirtschaft kommt hier nur vereinzelt vor. Weiter im Landesinneren bieten dann die östlichen Hänge der Vogesen ideale Bedingungen für den Weinbau. Der Süden der Vogesen ist oft dicht bewaldet. Dort hat sich eine schlagkräftige Forst- und Holzwirtschaft entwickelt. Im Norden der Vogesen gibt es dagegen mehr Weideland und hier ist die Milchwirtschaft von herausragender Bedeutung.
Im Elsass gibt es insgesamt 6.500 landwirtschaftliche Betriebe davon erzeugen rund 950 Betriebe Milch. Insgesamt werden im Elsass rund 3.470 Mio. hl Milch jährlich erzeugt. Die durchschnittliche Milchleistung im Elsass beträgt 8.000 Liter. Dabei sind aber auch die in den Vogesen heimischen Vogesenrinder mit einberechnet. Deren Leistung liegt durchschnittlich lediglich bei 4.000 Liter.

Milchziegen in den Nordvogesen
Zum Start der Besichtigungsrunde stand ein Besuch auf der Ferme du Steinbach, dem Ziegenbetrieb von Pierre und Rita Sturtzer in Obersteinbach auf dem Programm. Familie Sturtzer produziert in der eigenen Käserei verschiedene Käsesorten. Von der Qualität der Produkte konnte sich die Reisegruppe beim Frühstück direkt überzeugen. Anschließend ging es in den 2007 gebauten Ziegenstall in dem ca. 100 Ziegen gehalten werden.
Der Betrieb ist aus einem Nebenerwerbsbetrieb entstanden. Erst mit dem Bau des Stalles kündigte Pierre Sturtzer seine Arbeitsstelle und baute den Betrieb weiter auf. 2009 folgte ihm seine Frau. Heute arbeiten 7 Leute auf der Ferme du Steinbach. Dabei sind auch die beiden Söhne des Ehepaars Sturtzer. Rita und ein Sohn haben sich auf die Käserei spezialisiert und Pierre, sowie der andere Sohn, kümmern sich um die Ziegenhaltung. Die gesamte gemolkene Milch wird auf dem Betrieb verarbeitet, zurzeit ca. 1.600 Liter pro Tag. Der Absatz der Produkte erfolgt ab Hof in einem Hofladen und mit einer eigenen kleinen Gastronomie für Picknick -Gäste und über Bauernmärkte der Region. Erzeugt wird Frischkäse und verschiedene gereiftere Käse, sowie eine Art Camembert und Jogurt.
Gehalten wird die Französische Alpine Ziege, da Sie Milch mit, für die Käseherstellung besonderes wichtigen Inhaltsstoffen liefert. Damit ganzjährig eine gleichmäßige Milchqualität erzeugt werden kann, sind die Ziegen das ganze Jahr im Stall. Die Ration basiert auf Heu und einer eigens für den Betrieb zusammengesetzten Kraftfuttermischung. Das Heut stammt von ca. 30 ha eigenen Wiesen, die aber im Lohn bewirtschaftet werden. Außerdem gibt es noch eine Mist-Heu-Kooperation mit einem anderen Landwirt. Das fehlende Heu wird zugekauft.
Die männliche Nachzucht wird geschlachtet und teilweise im Ganzen vermarktet, teilweise von einem benachbarten Metzger zu Wurstprodukten verarbeitet.

EARL DES 2 MOULINS – Familie Schnepp
In Goersdorf am Rande der nördlichen Vogesen hat Familie Schnepp 2012 einen neuen Milchviehstall außerhalb des Dorfes gebaut. Zunächst war dieser für 160 Milchkühe ausgelegt. Nachdem ein Sohn der Familie aus der Betriebsgemeinschaft ausgestiegen ist, werden derzeit 60 Milchkühe der Rasse Fleckvieh und Montbéliard gehalten. Neben dem Betriebsleiter und seiner Frau helfen die Eltern auf dem Betrieb. Bewirtschaftet werden insgesamt 140 ha wovon ca. 70 ha Grünland sind. Der Rest verteilt sich auf Mais, Weizen und Gerste. Gerade im nördlichen Elsass hat es im letzten Jahr große Problem mit Trockenheit gegeben. Auch die Familie Schnepp hatte damit zu kämpfen und konnte nur wenig Futter mit geringer Qualität ernten. Dadurch ging die Milchleistung 2019 von 10.000 auf 9.000 Liter zurück. Die Milch wird an die Molkerei ALSACE LAIT abgeliefert. Zurzeit wird mit Zuschlägen für GVO freie Fütterung und Weidemilch ein Preis von 38 Ct bezahlt. Gemolken wird in einem 24er Innenmelker-Karussell.

GAEC du Seltzbach in Hoffen
Didier Braun und sein Bruder Frederic leiten die Ferme du Seltzbach in Hoffen. Neben den beiden gibt es noch eine Halbtagskraft und auch die Eltern arbeiten auf dem Betrieb mit. Didier Braun ist auch Bürgermeister des Ortes und zudem auch noch bei der Landwirtschaftskammer des Elsass sowie im Komitee der Molkerei ALSACE LAIT ehrenamtlich tätig.
Der Betrieb bewirtschaftet rund 150 ha wovon rund 100 ha Ackerland sind und mit Mais, Weizen, Futter- und Zuckerrüben bestellt werden. Das Grünland ist weiter entfernt und stark zersplittert. So liegen die 150 ha des Betriebes auf rund 100 Parzellen verteilt.
Didier Braun ist vor 12 Jahren in den Betrieb eingestiegen. Damals wurden 50 Milchkühe gehalten. Zwischenzeitlich wurde wegen der Quote die Milchviehproduktion eines anderen Betriebes übernommen, so dass heute rund 100 Milchkühe gehalten werden.  Die Molkerei ALSCE LAIT hat nach dem Ende der Milchquoten ein strenges Lieferrechtssystem eingeführt, dass für den Betrieb der Familie Braun eine Ablieferung von 1,1 Mio. Liter erlaubt. 10% können mehr abgeliefert werden, wird dann noch mehr geliefert, werden Strafzahlungen fällig.
2016 wurde der ehemalige Jungviehstall erweitert und 2 GEA Melkroboter eingebaut. Dazu wurden der Stall um 20m verlängert, der Raum für den Roboter und die Technik angehangen, sowie ein Stall für separierte Kühe auf Stroh angebaut. Im 3-reihigen Liegeboxenlaufstall ist ein GEA-typisches Kuhverkehrssystem eingerichtet, bei dem die Kühe freien Zugang vom Futtertisch zu den Liegeboxen haben aber auf dem Weg zum Futtertisch durch ein Selektionstor geleitet werden. Dort wird entschieden, ob die Kühe zum Melken kommen oder zum Futtertisch geschickt werden.
Die durchschnittliche Milchleistung lag bis voriges Jahr bei 10.000 Liter. Aber auch hier macht vor allem der Mais aus 2018 Probleme, da er wegen der Trockenheit eine geringere Verdaulichkeit hat. So liegt die aktuelle Milchleitung bei rund 28 Liter pro Tag. Gefüttert wird eine Ration aus Grassilage, Maissilage, Zuckerrübenpressschnitzel, Rapsschrot und Mais Schlempe aus der Ethanolproduktion.
Teilweise im Bau befindet sich noch der neue Kälberstall der für Kälber von 0-6 Monate ausgelegt ist. Die älteren Kälber werden in Gruppen auf Stroh gehalten, die jüngeren in einem abgetrennten Raum in Einzelboxen.

GAEC Ferme Kleinfeld (Hilsenheim) – Familie Streicher
Der Betrieb der Familie Streicher liegt inmitten der ackerbaulichen Kernregion in der Rheinebene. Schier unendliche Maisfelder prägen hier das Landschaftsbild. Grünland ist kaum auszumachen und so wundert es auch nicht, dass auf der Ferme Kleinfeld eine besondere Futterration zum Einsatz kommt. Hier wird einmal jährlich eine Ration aus Malz, Zuckerrübenschnitzel, Soja- und Rapsschrot sowie Maisschlempe aus der Ethanolproduktion, gemischt und einsiliert.
Dafür kauft der Betrieb die kompletten Futterkomponenten auf einmal ein.  Ein Lohnunternehmer aus der Gegend von Nancy kommt dann mit einem großen selbstfahrenden Futtermischer auf dem Betrieb und mischt die Komponenten nach Gewicht. Anschließend wird die Mischung dann in Fahrsilos einsiliert. Zur Fütterung wird lediglich ein einfacher Futterverteilwagen eingesetzt. Zusätzlich wird im Melkstand noch Kraftfutter gefüttert. Tagsüber kommt die vorgemischte Ration auf dem Futtertisch, nachts wird Heu vorgelegt.
Mit dieser Fütterung wird nach Aussage des Betriebsleiters eine durchschnittliche Leistung von 12.000 Liter von den 140 HF-Milchkühen gemolken. Bewirtschaftet werden 170 ha Acker- und 125 ha Grünland. Das Grünland wird komplett als Heu geerntet.
Es können dabei 3-4 Schnitte eingefahren werden. Grassilage wird nicht hergestellt. Dies hat auch damit zu tun, dass die abnehmende Molkerei die Milch auf Buttersäure-Bakterien analysiert.
Auf dem überwiegenden Anteil des Ackerlandes wird Mais angebaut. Dieser wird 7-mal pro Jahr bewässert. Damit kann, auch bei Trockenheit eine hohe Maisqualität gesichert werden.
Die männliche Nachzucht wird im Betrieb gemästet. Dazu wird dieselbe vorgemischte Ration wie bei den Kühen eingesetzt. So werden für HF-Bullen hohe Tageszunahmen von 1,4 kg erreicht. Die Mastdauer beträgt 18 Monate.
Die Tiefboxen im Milchviehstall werden mit Sand eingestreut, den es in der Rheinebene in großen Mengen günstig gibt (4,00 Euro /Tonne). Die Schieberentmistung fördert dann den Mist in eine großflächige Lagune hinter dem Stall. Dort kann sich der Sand absetzen. Die Gülle wird mit einer Pumpe oder dem Güllefass abgezogen und entweder ausgebracht oder in den benachbarten Güllehochbehälter gefördert.  Der Sand wird alle 3 Wochen neu eingestreut. Einmal im Jahr muss der Sand, der sich in der Güllelagune abgesetzt hat, mit dem Bagger ausgegraben werden. Er wird dann mit Mist gemischt und auf die Felder ausgebracht.


GAEC Cousandier - Roppenheim
Die GAEC Cousandier, in Roppenheim ist ein reiner Fleckviehbetrieb. Familie Cousandier siedelte 1971 aus und baute am heutigen Betriebsstandort einem Anbindestall für 25 Kühe. 1995 ist Christophe Cousandier, der heutige Betriebsleiter in den Betrieb eingestiegen. Fleckvieh hat bei den Cousandiers schon eine lange Tradition, sie halten diese Rasse schon seit 1945. Heute sind rund 170 Milchkühe im Stall, der 2013 neu gebaut wurde.
Bewirtschaftet werden heute rund 175 ha, wovon 70 ha im Eigentum sind. 45 ha sind Grünland. Auf 60 ha der Ackerfläche wird Mais angebaut.
1993 wurde ein neuer Laufstall für 60 Kühe gebaut, dem 2013 der jetzige Stall für 170 Milchkühe folgte. Gemolken wird mit einem 2 x 24 swing-over Melkstand von Dairymaster. Die Leistung der Fleckviehherde liegt bei durchschnittlich 8.000 Liter.  Die Kühe können ca. 15 ha Weiden, die direkt am Stall liegen, nutzen. Diese Weide ist in einzelne Parzellen von mindestens 1 ha aufgeteilt und über einen zentralen Treibweg vom Stall aus erreichbar.
Auf dem Betrieb arbeiten, neben dem Betriebsleiter Christophe und seiner Frau, noch der Bruder und der Vater. Außerdem helfen der Sohn (17) und die Tochter (19) mit.
Auch in Roppenheim war der letzte Sommer sehr trocken, so dass nur unterdurchschnittliche Futtermengen und Qualitäten eingebracht werden konnten. Dies gab bei den Cousandiers den Ausschlag dafür, als einer der letzten in der Umgebung in Bewässerungstechnik zu investieren. Für rund 86.000 Euro wurde ein Brunnen gebohrt, eine Motorpumpe und die notwendigen Bewässerungsleitungen und Anlagen angeschafft.

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