LSG Sorteninfo Winterkulturen 2023

 

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Versuchsfelder in Bettendorf, der Centrale Paysanne, der Ackerbauschule, der ASTA, der LWK und dem LIST lud die Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG) kürzlich zu ihrem traditionellen Herbst-Sorteninformationsabend ein.      

 

Serge Heuschling vom LTA machte zu Beginn eindrucksvoll deutlich, wie herausfordernd dieses Jahr für das Versuchswesen war. Für Raps, Roggen und Hafer konnten keine Ergebnisse präsentiert werden, da die Ernte entweder nicht möglich war oder die Mengen für eine Auswertung unzureichend waren. An den Standorten Eschette, Everlange (Mondorf) und Lellig gab es keine auswertbaren Ergebnisse für bestimmte Kulturen.

2023: Schwierige Bedingungen für Sortenversuche
Dennoch gelang es dem Team der Sortenversuchte, Ergebnisse für einige Kulturen und Standorte zu bekommen. Bei Wintergerste überzeugten die Sorten Moselle und Tardis, beide von KWS. Hedwig, eine mehrzeilige Sorte, wurde von der Sortenliste gestrichen und durch SU Midnight ersetzt. Außerdem wurde die Sorte Teuto von der Sortenliste genommen und durch Winnie von der Saatzucht Josef Breun ersetzt.

Bei Triticale überzeugten erneut die Sorten Brehat und Lombardo in diesem Jahr. Neu in der Sortenliste ist die Sorte Ramdam, eine langstrohige Triticale, die sich durch ihre Resistenz gegen Braunrost sowie gute Resistenz gegen Mehltau, Gelbrost und Blattseptoria auszeichnet.

Bei den Dinkelsorten gab es keine Änderungen in der Sortenliste, wobei die Sorten Albertino und Zollernspelz weiterhin in den Versuchen dominierten.

Beim Winterhartweizen (Durum) sind die Sorten Anvegur und Wintergold auf der Sortenliste verzeichnet, aber die Sorte Belalur vom Züchter RAGT zeigt vielversprechende Anzeichen für eine zukünftige Aufnahme.

Bei den E-Weizensorten gab es keine Veränderungen. Die Sorte Ponticus führt nach wie vor die Liste an, während die bisher empfohlene Sorte Bernstein in diesem Jahr erneut enttäuschte.

Für die übrigen Weizensorten erklärte Serge Heuschling, dass in den diesjährigen Versuchen die Sorte SY Revolution den ersten Platz im Ranking erreicht hat. Die Sorte KWS Keitum landete knapp dahinter auf Platz 2. Informer, eine beliebte Sorte in den letzten Jahren, erreichte weiterhin konstante Erträge von 106 % im Vergleich der Versuchssorten. Die Sorte Campesino hingegen verlor an Leistung und wurde von der Sortenliste gestrichen. Neu in die Sortenliste wurde Celebrity von Desprez aufgenommen, eine vielversprechende französische Züchtung. Auch als vielversprechend erwies sich in den Versuchen die neue Sorte Intensity, ebenfalls vom Züchter Desprez, ein Grannenweizen, der nicht nur hohes Ertragspotenzial, sondern auch eine Resistenz gegen die Gallmücke aufweist.

Raps: Fangpflanzen funktionieren
Nach der Vorstellung der Sortenversuche präsentierte Dr. Eickermann vom LIST aktuelle Ergebnisse der Versuche mit Fangpflanzen im Raps. Im Rahmen des Projekts TRIP, finanziert vom Landwirtschaftsministerium und unterstützt von der Norddeutsche Pflanzenzucht, wurde der Effekt frühblühender Pflanzen im Raps auf den Befall mit dem Rapsglanzkäfer untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Fangpflanze für den Schädling durchaus attraktiver sein kann als der Raps selbst.

In den letzten Jahren wurden in ganz Europa Versuche mit verschiedenen Mischungen von Fangpflanzen durchgeführt. Im vorliegenden Versuch wurde eine 10%ige Mischung mit der frühblühenden Sorte Alicia analysiert, während als Kontrolle eine Reinsaat mit der Sorte Triathlon angebaut wurde.

Nach drei Jahren Versuchslaufzeit kommt Dr. Eickermann zu dem Schluss, dass Fangpflanzen im Raps erfolgreich sind. Die Kosten für ihren Anbau liegen bei etwa 18 Euro pro Hektar, vergleichbar mit entsprechenden Pflanzenschutzmaßnahmen. Entscheidend für ihre Wirksamkeit ist, dass die Fangpflanze dem Raps mindestens 7 Tage voraus sein sollte. Es stellte sich heraus, dass 10% Fangpflanzenanteil ausreichen, während 20% als Geldverschwendung betrachtet werden können. Es sollte jedoch beachtet werden, dass der positive Effekt der Fangpflanzen bei längerer Knospenphase verloren geht.

Zum Abschluss seines Vortrags stellte Herr Eickermann das neue Online-Tool "WEEVIL" vor, das unter der Internetadresse https://weevil.list.lu/ kostenlos verfügbar ist. WEEVIL warnt vor der Aktivität von Stängelminierern der Gattung Ceutorhynchus im Winterraps und bietet eine tägliche, regionale Vorhersage basierend auf meteorologischen Variablen.

Ein weiteres digitales Prognosemodell, "ShIFT", erreichbar unter https://shift.list.lu, wurde von Philippe Thirifay von der ASTA vorgestellt. Auch "ShIFT" ist kostenfrei und wurde zur Vorhersage von Septoria-Blattdürre im Winterweizen entwickelt. Zusätzlich befindet sich ein drittes Online-Tool in Entwicklung, mit dem Herbizide unter Berücksichtigung von Wasserschutzvorschriften, Kultur, Saatzeitpunkt und bereits eingesetzten Herbiziden ausgewählt werden können. Sobald dieses Tool vollständig einsatzbereit ist, werden entsprechende Informationsveranstaltungen stattfinden.

Guy Reiland vom LTA war der nächste Redner des Abends und präsentierte die Ergebnisse aus den Demonstrationsfeldern in Bettendorf. Dort wurden die Versuche mit unterschiedlicher Düngeintensität, mineralischen und organischen Düngemitteln sowie unterschiedlicher Pflanzenschutzintensität bei Wintergerste und Winterweizen fortgesetzt. Zudem wurden Versuche zur mechanischen Unkrautbekämpfung sowohl mit der Hacke als auch mit dem Striegel durchgeführt. Einzelne Versuchsparzellen befinden sich in der Umstellung auf Bio-Anbau.

Auf den Bettendorfer Versuchsfeldern konnte aufgrund des "Gutland-Bonus" alles vor den im Juli einsetzenden Regenfällen gedroschen werden. Zusammenfassend zeigte sich in diesem Jahr, dass Halmwachstumsregulatoren nicht zwingend erforderlich sind und Fungizid-Behandlungen ihren größten Einfluss auf HLG und TKG haben. In Bezug auf die mechanische Unkrautbekämpfung zeigte sich, dass die Hacke bei nassem Frühjahr dem Striegel überlegen ist.


Schwierige Bedingungen in den Bio-Versuchen
Nach den Versuchen in Bettendorf präsentierte Mathieu Wolter von der IBLA die Ergebnisse der Bio-Sortenversuche. Auch hier stellte das Wetter in diesem Jahr die größte Herausforderung dar. Die Kulturen auf dem Versuchsfeld in Heiderscheid waren vor den Regenfällen im Juli noch nicht reif und konnten erst am 10. August geerntet werden. Weizen konnte aufgrund von Wildschäden nur an einem Standort ausgewertet werden. Die Sorte Campesino zeigte dabei unter Bio-Bedingungen gute Ergebnisse, während die Sorte Govelino nur einen Ertrag von 91% im Vergleich zu den anderen Versuchssorten erzielte. Daher wird Govelino durch die Sorte Aurelius auf der Bio-Sortenliste ersetzt, die sich durch gute Standfestigkeit und hohe Stressresistenz auszeichnet.

Der Durchschnittsertrag bei Triticale in den Bio-Versuchen betrug 45 dt/ha. Die neue Triticale-Sorte Torben wurde in die Sortenliste aufgenommen und übertraf ertraglich die langjährig bekannte Sorte Ramdam.

Bei den Rogensorten schnitt Inspector in den Bio-Sortenversuchen am besten ab, gefolgt von der traditionellen Sorte Lichtkornroggen. Die Sorte Granat wurde von der Sortenliste genommen.


Bei den Dinkelsorten wurde die Sorte Zollernperle neu in die Liste aufgenommen, wobei sich mit Albertino ein vielversprechender Kandidat für die Bio-Sortenliste abzeichnet. Diese mittellange, standfeste Sorte zeichnet sich durch guten Ertrag und gute Backqualitäten aus.

Zum Abschluss der Veranstaltung erläuterte Jean Muller die diesjährige Ernte aus Sicht der Kleinbettinger Mühle. Neben dem erfassten Weizen für "Produit du terroir" wurden etwa 500t Hartweizen, 150t Dinkel und 170t Roggen angenommen. Jean Muller konnte auch berichten, dass die Ernte in Frankreich sowohl in Bezug auf Ertrag als auch Qualität gut verlief. In Deutschland hingegen waren die Bedingungen vergleichbar mit Luxemburg.

Für die Kleinbettinger Mühle ist Nachhaltigkeit ein Zukunfts-Thema. In einem neuen Programm, gemeinsam mit dem LTA, sollen spezielle Sortenversuche für Brotweizen durchgeführt werden, um Sorten zu finden, die bei geringer Stickstoffdüngung gute Proteinqualitäten bieten können. Zum Abschluss gab es eine der wichtigsten Ankündigungen des Abends: Der diesjährige Auszahlungspreis für "Produit du terroir"-Weizen wird bei 29,30 Euro inklusive Mehrwertsteuer liegen.