Gemischte Erntenbilanz 2023

 

Zusammen mit den Vertretern des Getreidesektors Steve Turmes, Direktor der Lëtzebuerger Saatbaugenossenschaft (LSG), Serge Turmes, Direktor der Gruppe De Verband, Jean Muller, Direktor der Moulins de Kleinbettingen, und Günter Mertes, Geschäftsführer der Bauere Kooperativ SC (BAKO), zog Claude Haagen, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, am Donnerstag, den 14. September 2023, die nationale Bilanz der landwirtschaftlichen Ernten in den Gebäuden der Lëtzebuerger Saatbaugenossenschaft (LSG) in Colmar-Berg.

 

Getreideernte: Außergewöhnlich früher Beginn und spätes Ende aufgrund starker Regenfälle
Da das Sommerwetter von extremen Schwankungen zwischen Hitze und beginnender Trockenheit im Mai/Juni und übermäßigem Regen im Juli/August geprägt war, begann die Ernte der Wintergerste Mitte Juni zu einem fast historisch frühen Zeitpunkt. Durch die starken Regenfälle im Juli und August verzögerte sich das Ende der Ernte bis Ende August. Die Erntesaison dauerte zwei Monate.

Die Erträge von Wintergetreide lagen leicht unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Im Gutland wurden die Erträge von Wintergetreide stärker von der Trockenheit beeinflusst als im Ösling. Die Qualität des geernteten Brotweizens variierte stark zwischen den Regionen: Während im Süden die Ernte fast aller Getreidekulturen vor dem Einsetzen der Regenfälle abgeschlossen werden konnte und eine gute Qualität zu erwarten war, litt die Qualität des Getreides im Ösling stark unter dem Regen, der zu Lager und Auskeimen der Körner führte. Die Erträge des Sommergetreides fällt aufgrund der schwierigen Bedingungen bei der Aussaat im März/April und der Trockenheit im Mai/Juni eher gering aus.

Futtermittelproduktion durch Wetterschwankungen geprägt
Die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche des Großherzogtums wird als Wiesen und Weiden genutzt, wobei der Futteranbau für die Tierernährung und die Milchproduktion besonders wichtig ist. Insgesamt war der erste Grünlandschnitt ertragreich. Die Trockenheit im Mai und Juni, mit wenig oder gar keinem Niederschlag, verzögerte jedoch das Nachwachsen des Grases nach dem Heuschnitt stark. Der Ertrag des zweiten Schnitts war gering, der des dritten Schnitts fast null. Diese Ernteverluste waren je nach Region mehr oder weniger stark ausgeprägt. Die Maisernte kündigte sich unterschiedlich an, da die Trockenheit im Mai/Juni zu einer Verringerung der Maismenge führte. Nach den Regenfällen im Juli und August ist mit einer guten Qualität bei der Silomais-
ernte zu rechnen.

Schwierige Situation für den Kartoffelanbau
Im Frühjahr verlangsamten die kalten Temperaturen und Trockenperioden die normale Entwicklung der Kartoffeln. Die Kartoffelpflanzen zeigen einen schwachen Knollenansatz auf. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen zeichnet sich eine eher durchschnittliche Knollengröße ab.

Marktvolatilität und extreme Wetterschwankungen
Bei allen landwirtschaftlichen Kulturen fielen die Preise für die Ernte 2023 stark ab und erreichten wieder das Vorkriegsniveau von 2021. Zwar haben sich die starken Preisschwankungen zurzeit beruhigt, die Lage bleibt jedoch volatil, da sich die geringste Veränderung der geopolitischen Lage auf die Weltmärkte auswirken wird.

Minister Claude Haagen stellt fest, dass die derzeitige unsichere Lage ein sehr vorsichtiges und wachsames Management der Landwirte erfordere. Die Verkaufspreise für Getreide seien gesunken, während die Produktionskosten (Energie, Düngemittel) gestiegen sind, sodass die Getreideproduzenten manchmal Schwierigkeiten hätten, ihre Kosten zu decken.

Da die Landwirtschaft dem Klimawandel und Wetterextremen stark ausgesetzt ist, betont Claude Haagen, dass die Versicherung gegen Ertragsausfälle, die das Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung mit 65% der Kosten bezuschusst, für die Landwirte besonders wichtig ist: „Die diesjährige Ernte, Ackerbau und Grünland zusammengenommen, wurde im Wert von rund 150 Millionen Euro versichert. Allein bei Getreide werden die versicherten Schäden an über 450 Betriebe mit einer Schadensfläche von über 9.000 ha ausgezahlt.“

Obwohl die Bilanz der Ernteausfallversicherung für Grünland noch nicht abgeschlossen ist, kann man dennoch aufgrund der ersten Berechnungen bereits schlussfolgern, dass der Ernteausfall infolge der Dürre im Mai/Juni in den am stärksten betroffenen Regionen des Landes partiell entschädigt wird.

Claude Haagen steht dazu in ständigem Austausch mit dem Agrarsektor.