Agrarsommet: Ein Zukunftstisch für die Landwirtschaft

  

Auf Wunsch des Agrarsektors hatten Xavier Bettel, Premier- und Staatsminister, Claude Haagen, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, und Joëlle Welfring, Ministerin für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung, die Vertreter des Berufsstands der Landwirte, Winzer und Gärtner zu einem Agrargipfel am 26. Januar 2023 auf Schloss Senningen eingeladen.  „Dieser Austausch findet nicht regelmäßig statt, sondern immer dann, wenn es auch etwas zu diskutieren gibt“, meinte Bettel auf der Pressekonferenz. Die Landwirtschaft sei ein wichtiger Akteur in Krisenzeiten. „Der Austausch ist deswegen von höchster Bedeutung.“

 

Auf der Tagesordnung standen die aktuelle wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft, die Zukunft der Junglandwirte, der Stand der Gesetzgebung im Zusammenhang mit dem Agrargesetz, die Volatilität der Märkte für landwirtschaftliche Produkte, sowie Fragen des Umweltschutzes. Mehrere Akteure betonten die Bedeutung einer nationalen Strategie für den ökologischen Wandel in der Landwirtschaft.

Eines der Themen, die am Donnerstag vertieft wurden, betraf die Agri-Fotovoltaik. „Für die Bauern hat die Landwirtschaft Vorrang“, warnte dabei Guy Feyder, Präsident der Landwirtschaftskammer vor etwaigen Kollateralschäden. Man werde sich dem Fortschritt aber nicht verschließen. Doch es handelt sich bei den nutzbaren Flächen um landwirtschaftliches Terrain.

In einem sehr konstruktiven Austausch bekräftigten die anwesenden Minister die Unterstützung der Regierung für die luxemburgische Landwirtschaft, den Gartenbau und den Weinbau. Das geplante Gesetz zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums, allgemein als Agrargesetz bekannt, soll den Fortbestand eines weitgehend von Familienbetrieben getragenen Agrarsektors sichern und Anreize schaffen, um den Umweltanforderungen und der Fragilität unseres Ökosystems besser Rechnung zu tragen. Die Landwirtschaft sei ein wichtiger wirtschaftlicher Akteur und der regelmäßige Austausch mit dem Sektor von großer Bedeutung, so Premier Xavier Bettel im Anschluss an das Treffen. Es sei falsch, zu meinen, die Bauern hätten ein Problem mit Umweltschutz. „Die Ersten, die unter dem Klimawandel leiden, sind die Bauern und die Winzer“, so Premierminister Xavier Bettel bei der Pressekonferenz nach dem dreieinhalbstündigen Gipfel, der für zwei Stunden angesetzt war.

Am Ende des Treffens wurde festgehalten, dass der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung in ständigem Kontakt mit dem Agrarsektor bleiben wird, um ihn bei der Umsetzung der neuen Bestimmungen, die sich aus dem künftigen Landwirtschaftsgesetz ergeben, zu begleiten. Claude Haagen betonte, dass seine Abteilungen die fragile und volatile Situation auf den Agrarmärkten sehr genau verfolgen werden, um im Falle einer plötzlichen Verschlechterung der landwirtschaftlichen Tätigkeit schnell reagieren zu können. Der Landwirtschaftsminister ist zuversichtlich, dass es mit dem künftigen Agrargesetz für den Zeitraum 2023-2027 gelingen wird, den Erzeugern ein angemessenes Einkommen zu sichern, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ihnen Planungssicherheit zu geben, in Not geratene Sektoren besser zu unterstützen und die Diversifizierung der heimischen Agrarproduktion weiter voranzutreiben. Ministerin Joëlle Welfring versicherte den Vertretern des Agrarsektors, dass ihr Ministerium den Sektor in seinen Bemühungen unterstützen werde, Anbau- und Zuchtmethoden zu entwickeln, die der besonderen Umweltsituation unseres Landes, insbesondere dem Schutz der Gewässer und der Biodiversität, angepasst sind. Neue Normen und Vorschriften sollen in einem offenen Dialog entwickelt werden, bei dem alle Vorschläge gehört werden. Sie ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass auch die Landwirte Verantwortung übernehmen müssen. „Die Belastung der Oberflächengewässer wird maßgeblich durch die Landwirtschaft erbracht“, sagte Welfring. Das sei wissenschaftlich erwiesen. „Es ist deshalb gut, dass wir zusammen daran arbeiten.“ Die Landwirtschaft habe eine tragende Rolle in unserer Gesellschaft und man müsse ihr helfen, ihre Lebensgrundlage, also gesunde Böden, aufrechtzuerhalten.

Auf der abschließenden Pressekonferenz gab es zufriedene Gesichter bei den Bauernvertreter. Camille Schroeder zeigte sich sehr zufrieden mit den Verhandlungsergebnissen. „Es war enorm wichtig, dass bereits im Vorfeld des Gipfels gut gearbeitet wurde“, sagte Schroeder. Auf Vorschlag des Premierministers und der Junglandwirte wurde vereinbart, eine Reflexionsgruppe ("Zukunftsdësch Landwirtschaft") einzurichten, die sich mit Fragen rund um den landwirtschaftlichen Familienbetrieb der Zukunft und den dabei zu berücksichtigenden Rahmenbedingungen auf ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Ebene befassen soll. Die Ergebnisse dürften die Diskussionen sowohl in Luxemburg als auch auf EU-Ebene anregen und beleben. Der Zukunftstisch Landwirtschaft, soll anders als der Agrargipfel regelmäßig stattfinden und es sollen ähnlich dem Klimabürgerrat, neben den Verwaltungen auch die Bauern und andere zivilgesellschaftliche Organisationen teilnehmen. Bei diesem Treffen soll über die Ausrichtung und die Ziele in den einzelnen landwirtschaftlichen Bereichen diskutiert werden, „damit die Betriebe Planungssicherheit haben“, so der Vorsitzende der Jungbauern, Luc Emering.

Foto: Deflorenne Luc.