On-Farm-Show auf dem Betrieb Kaes in Hoscheid-Dickt

Heutrocknungsverfahren: Ergänzung oder Alternative zur Grassilage?

Am 21. November hat das Grünlandteam Luxemburg wiederum zu einer On-Farm-Show eingeladen, um das Grünland, in Form von Trockengrünfutter (Heu), in das rechte Licht zu rücken. Gut 100 Personen, darunter Landwirte, Schüler der Ackerbauschule, Landtechnikverkäufer, landwirtschaftliche Berater und Mitarbeiter landwirtschaftlicher Verwaltungen, konnten sich, nach einer kurzen Begrüßung seitens des Grünlandteams und einer ausführlicheren Betriebsvorstellung durch Jean-Marie Kaes, rund um das Thema Heutrocknung informieren.

Der Betrieb Kaes

Die Entscheidung zur Betriebsaussiedlung beruhte auf mehreren Gründen. Zum einen ließ die Bio-Verordnung die Anbindehaltung von Milchkühen nicht mehr zu, zum anderen waren die Erweiterungsmöglichkeiten im Ort nur sehr begrenzt. Der Betrieb bewirtschaftet gut 60 ha, davon 40 ha Dauergrünland. Die restlichen Flächen werden je zur Hälfte mit Kleegras und Getreide genutzt. Auf dem Hof spielt die Direktvermarktung mit dem Schwerpunkt Fleischvermarktung eine größere Rolle. Die Milch von den gut 30 Kühen wird über die Bio-Baueren-Genossenschaft (BIOG) vermarktet. Auch die Entscheidung für eine Heubelüftung wurde durch den Betriebsleiter anschaulich begründet. Neben gesundheitlichen Aspekten beim Vieh, und hier insbesondere eine Versorgung des Pansens mit nicht saurem Futter, stand auch der Gedanke in der Winterzeit alle Arbeiten „unter einem Dach“ erledigen zu können ziemlich weit oben auf der Wunschliste.   

On-Farm-Show Heutrocknung

Nach einer kurzen Vorführung des Hängedrehkranes wurde in drei Arbeitsgruppen das Thema Heutrocknung fachlich vielschichtig und umfassend erläutert:

•Anlagentechnik & Ernteverfahren

•Kosten der Heutrocknung im Vergleich zur Siliertechnik

•Bewertung von Heu und Grassilage in der Fütterung

Anlagentechnik und  Ernteverfahren

Der Weg vom frisch gemähten Gras bis zum Heu  geht mit einem hohen Wasserentzug einher. Unter der Annahme bei günstigen Bedingungen zu mähen sind dem Erntegut ca. 75% der Masse an Wasser zu entziehen. Dies entspricht ungefähr 3000 Liter Wasser pro 4000 kg gemähtem Gras. Es ist demnach nachvollziehbar, dass ein Anwelken auf der Fläche unabdingbar ist. Das Erntegut sollte mit einem TS-Gehalt von 45-65% eingefahren werden, da genau in diesem TS-Bereich sowohl die Bröckelverluste beim Erntegut, als auch der notwendige Trockenaufwand des Futters minimiert werden.

Wir schließen hieraus, dass das Wetter auch bei diesem Verfahren mitspielen muss. Das mit dem eigenen Ladewagen zusammengefahrene Erntegut wird per Kran in der Trocknungszone verteilt und mittels eines Lüfters wird Außenluft oder aber auch erwärmte Luft zugeführt. Bei den oftmals feuchten Wetterbedingungen bietet es sich an, die Abluft mittels Wasserentzug nochmals zu nutzen (Kondensationsprinzip). Es besteht natürlich auch die Möglichkeit auf externe Wärmequellen wie Holz, Öl, Strom oder Wärme aus einer Biogasanlage zurück zu greifen. Neben der Belüftung von losem Heu sind auch Trocknungssysteme für Rundballen erhältlich.    

Vorteile von Trocknungsheu in der Fütterung

Einer der großen Vorteile von Heu gegenüber Silage sind die gerin-
geren Konservierungsverluste. Der Gärprozess kostet ca. 10% der Gesamtenergie in der Silage, diese Energie steht dem Wiederkäuer bei der Fütterung nicht mehr zur Verfügung. Beim Eiweiß ist dies ähnlich. Der höhere Wasseranteil in der Silage begünstigt die Proteolyse (Eiweißabbau). Durch den Wasserentzug wird dieser Vorgang gestoppt.

Ein anderer Aspekt ist die Eiweißqualität. Im Trockengrünfutter ist der Reinweißgehalt mit 74% doppelt so hoch wie bei Grassilage mit gleichem Rohproteingehalt. Der große Vorteil von Reineiweiß be-
steht darin, dass dieses im Stoffwechselkreislauf des Wiederkäuers zu Aminosäuren abgebaut wird und nicht wie die NPN-Verbindungen (Nicht Protein Stickstoff) zu Ammoniak. Ammoniak ist ein Zellgift und belastet den Stoffwechsel des Wiederkäuers negativ, wenn nicht ausreichend Energie im Pansen dafür sorgt, Ammoniak zu Mikrobenprotein aufzubauen. Dann muss überschüssiges Ammoniak als Harnstoff über die Leber entsorgt werden.

Ein weiterer Vorteil ist der wesentlich höhere Anteil von pansengeschütztem Protein (UDP-Anteil) bei Heu im Vergleich zu Grassilage.

Auch die Strukturwirksamkeit der Faserfraktion des Heues (100% Strukturwirksamkeit gegenüber 70-85% bei der Grassilage je nach Trockensubstanzgehalt) ist bezüglich der Pansenmotorik bedeutend. Die Wiederkautätigkeit ist die Basis für eine hohe Speichelproduktion, die wiederum ein zu starkes Absinken des pH- Wertes im Pansen verhindert. An dieser Stelle sei auf das Grünland-Simulations-Tool auf www.grengland.lu verwiesen: Mit der Eingabe Ihrer eigenen Betriebs- und Produktionsdaten können Sie den Einsatz von Grassilage und Heu in der Futterration virtuell durchspielen.

Um sich ein umfassendes Bild machen zu können wurde auch die finanzielle Situation bei der Installierung einer Heutrocknungsanlage vorgestellt.

Es wurde sich auf einen Modellbetrieb auf der Grundlage der SER-Buchführungsdaten basiert. Für diesen Modellbetrieb steht in beiden Fallbeispielen eine Investition im Bereich der Futterwerbung und Futterbergung an. Das angesetzte Investitionsvolumen liegt mit 1,35 Millionen Euro bei der Heutrocknungsanlage inklusive Ladewagen 4mal höher, als bei der Anschaffung von Fahrsilos und einem Futtermischwagen plus Gebrauchtschlepper (SER-Daten). In Frankreich zum Beispiel sind die durchschnittlichen Investitionskosten von Heutrocknungsanlagen ca. 3mal geringer als die für Luxemburg verfügbaren Daten. Bei anderen Kosten (Eiweißzukauf, Maisanbau) und den Tierarztkosten schneidet die Heutrocknung besser ab. Eine endgültige Aussage ist diesbezüglich für Luxemburg noch nicht zu machen, da die Datengrundlage noch nicht sehr umfangreich ist. Sicherlich ist das Konzept der Heutrocknung, bzw. aus Grünland (Gras und Heu) produzierte Milch, für die interessierten Landwirte betriebswirtschaftlich interessanter, wenn das Molkereipro-
dukt auch dementsprechend hochpreisiger von Molkerei und Handel verkauft wird und dieser Mehrwert beim Milchproduzenten ankommt.

Weitergehende Informationen erhält der interessierte Leser auf der Internetseite: www.grengland.lu

 

Grünlandteam Luxemburg