Aktueller Stand der Weinreben auf der Mosel

Das Frühjahr startete 2018 mit einem ungewöhnlich kühlen und winterlichen Monat März.

An mehreren Tagen gab es noch Schneefall und die registrierten Tiefsttemperaturen lagen dabei ein gutes Stück unter der 0°C Marke. Mit 4,8°C lag die Monatsdurchschnittstemperatur um 1,3°C tiefer als im vergleichbaren langjährigen Mittelwert (6,07°C).

Auch wenn das Frühjahrserwachen im März lange auf sich warten ließ, so leitete der darauffolgende Monat April einen ungewöhnlich abrupten Wechsel hin zu warmer und trockener Witterung ein. An etlichen Tagen hatte man sogar das Gefühl, das Frühjahr sei direkt zugunsten des Sommers übersprungen worden. So wurden an der Wetterstation Remich über den gesamten Monat April bereits 6 Sommertage gezählt, d.h. Tage an denen die Maximaltemperaturen mehr als 25°C betrugen. Den Rekord des Monates brachte der 20. April mit einer Maximaltemperatur von 27,9°C! Am 21. April wurden sogar die wärmsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1947 an der Wetterstation Findel registriert. Diese Wetterbedingungen ließen die Vegetation nahezu explodieren und beschleunigten den Übergang zur Austriebsphase. Die Monatsdurchschnittstemperatur lag mit 13,0°C fast 4,0°C über dem langjährigen Mittelwert (9,33°C). Am Abend vom 29. April fegte ein kräftiges Sturmtief mit heftigen Gewittern über das ganze Land. Hierzu gesellte sich ortsweise Hagel mit Körnern von bis zu 3 cm. Die Luxemburger Mosel blieb glücklicherweise, mit der Ausnahme vom Raum Mertert, weitgehendst von Hagel verschont. Die Wetterstationen entlang der Mosel registrierten an diesem Abend Regenmengen von 30 Litern/m2 innerhalb kürzester Zeit.

Der Austrieb verlief dieses Jahr schnell und gleichmäßig. Darüber hinaus sorgten die sommerlichen Bedingungen im Monat April für einen Vorsprung beim Austrieb von circa 10 Tagen. So zeigte der Rivaner in mittelfrühen Lagen bereits um den 20. April erste Blättchen. Der Fruchtansatz, also die Anzahl der Gescheine pro Trieb, fällt dieses Jahr ebenfalls hoch aus. Beobachtet man die Reben genauer, dann stechen ebenfalls große und gut entwickelte Gescheine in Auge. Auch wenn es momentan noch viel zu früh ist, eine Prognose für die Traubenernte zu fällen, so kann man zum jetzigen Zeitpunkt von einer angemessenen Erntemenge ausgehen. Nach den eher mageren Jahrgängen 2016 und 2017 besteht also für die kommende Lese die Hoffnung auf einen ertragreichen und zugleich qualitativ hochwertigen Jahrgang 2018. Bedingt durch den raschen Austrieb blieb den bekannten Austriebsschädlingen wie Rhombenspanner, Erdraupen und Springwurm dieses Jahr wenig Zeit zum Anknabbern und Aushöhlen der Knospen. Die Weinberge blieben 2018 vom Spätfrost verschont und die Eisheiligen wurden am 15. Mai mit der Kalten Sophie ohne Schaden beendet. Gerade beim Monat April sitzt der Schrecken vom verheerenden Spätfrost im Vorjahr noch sehr tief. Drei aufeinanderfolgende sehr kalte Nächte mit sternenklarem Himmel (17.4 bis 20.4) hatten damals für verheerenden Spätfrost gesorgt. Ein kalter Nordwind brachte Frost auch abseits der üblich gefährdeten Senken und Hanglagen. Während sich der Spätfrost in normalen Jahren auf ungünstige Lagen beschränkte, so hatte man es 2017 mit einem flächendeckenden Problem zu tun. Etliche Winzer mussten hohe Schäden in Lagen feststellen, die normalerweise nie erfroren. Mögliche Ursachen hierfür waren wahrscheinlich die Wiederholung von Spätfrost über mehrere Nächte, sowie die besonders tiefen Temperaturen von bis zu -7°C. Die durch den Spätfrost verursachten Mengeneinbußen verursachten damals etwa 30% Ernteausfall im Schnitt über die gesamte Luxemburger Mosel.

Der Monat Mai fiel dieses Jahr ebenfalls sommerlich und warm aus. Tagsüber stiegen die Maximaltemperaturen problemlos über die 20°C Marke. So wurde am 6. Mai bereits eine Maximaltemperatur von 27,1°C an der Wetterstation in Remich registriert!

Trotzdem musste im Mai zeitweise mit einer unstabilen Witterung gerechnet werden und kräftige Gewitter als Folge warm-feuchter Luftmassen zogen über die Luxemburger Mosel. Mit einer durchschnittlichen Monatstemperatur von 15,9°C war es im Monat Mai um 2,25°C wärmer als im langjährigen Schnitt (13,65°C).

Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden die Reben nahezu komplett von Pilzkrankheiten verschont. Für die feuchteliebende Krankheit Peronospora war es lange Zeit zu trocken, als dass Blattinfektionen hätten stattfinden können. Bedingt durch etliche heiße Tage mit nächtlicher Feuchtigkeit herrschte zeitweise erhöhter Oïdiumdruck, trotzdem wurden bislang noch keine Schäden gemeldet. Wiederholte Starkniederschläge zum Zeitpunkt Mitte bis Ende Mai haben aber mittlerweile den Druck durch feuchteliebende Pilze, wie z.B. die Peronospora erhöht. Eingehaltene Pflanzenschutzintervalle und kulturtechnische Eingriffe wie sauberes Heften und Entblätterungsmaßnahmen konnten diesen Druck bis zum aktuellen Zeitpunkt jedoch problemlos im Griff halten.

Ausreichende Bodenwasservorräte und sommerliche Temperaturen sorgen momentan für ein zügiges und kraftvolles Wachsen der Reben. Diese stehen stark und gesund da. Momentan besteht ein Vegetationsvorsprung von rund 3 Wochen! Dadurch ist dieses Jahr ebenfalls mit einer deutlich früheren Blüte als üblich zu rechnen. Orientiert man sich zur Abschätzung des Blütebeginns normalerweise am Nationalfeiertag (23. Juni), so hat man dieses Jahr bereits Ende Mai erste blühende Gescheine in den Weinbergen erblicken können!

 

Robert Mannes, Institut viti-vinicole